Zusammenfassung
Am Projektionsadaptometer nachRieken-Meesmann werden durch geeignete Sehzeichen, die als Schatten auf der Projectionsfläche erscheinen, in Abhängigkeit von der sich steigernden Leuchtdichte charakteristische Bewegungen der Augen veranlaßt und elektro-okulographisch registriert: 1. optokinetischer Nystagmus durch die bewegte Streifenfläche; 2. Augenruhe bzw. Haften des Blickes an einer runden Marke in der Mitte der Projektionsfläche; 3. Einstellbewegungen auf vier im Rechteck angeordnete Punkte; 4. Zählbewegungen an zwei Punktreihen. Beim Auftreten der einzelnen Bewegungstypen wird die Schwellenleuchtdichte in die Kurve eingetragen, ferner wird die Übergangszone und die Ausführung der einzelnen Bewegungen festgestellt. Periphere Störungen machen verständliche Abweichungen des Bewegungsbildes: Bei den im sensorischen Apparat gelegenen bestehen enge Beziehungen zu den Wahrnehmungsschwellen, während die motorischen mehr Bewegungsdefekte hervortreten lassen. Wie an einigen Kurven gezeigt wird, läßt sich aber ganz besonders das Wesen höher zu lokalisierender Störungen darstellen, die mit asymmetrischen Massenbewegungen einhergehen. Besonders tritt die Richtungsabhängigkeit des Nystagmus und der hypokinetischer Zonen hervor. Das asymmetrische Prinzip ist teils durch Differenzen zwischen beiden Augen, zwischen Rechts-Linksblick oder spiegelbildlich verwirklicht. Der Schwerpunkt des Leistungswandels kann in verschiedenen Schichten liegen: die primitivere senso-motorische Betätigung greift auf die nächsthöhere oder in schweren Fällen auf alle höheren Leistungsstufen über. Der Amblyopie mit Nystagmus und der mit anomaler Fixation einhergehenden wird eine dritte, durch unzulängliche Einstellbewegungen ausgezeichnete Form hinzugefügt. — Auch die Grenzen der normalen Leistung mit Übergang in subnormale Funktionen lassen sich im Okulogramm erkennen; so ist oft bei Hyperopie die Lesebewegung, bei Myopie der optokinetische Nystagmus unterwertig. Ferner wird als subnormales Bewegungsbild eine sakkadierte Ausführung aller Stufen beschrieben. Da sich die Gesamtleistung des Gesichtssinnes erst aus dem Zusammenspiel passiver und aktiver senso-motorischer Funktionen ergibt, können wir mit einer “objektiven” Bestimmung der Sehleistung nur auf Grund von passiv-reflektorischen Bewegungsarten höchstens sehr angenähert rechnen.
Literatur
Burian, H. M., andG. K. Noorden: An electro-ophthalmographic study. Amer. J. Ophthal. 46, 68 (1958).
Goldmann, H.: Objektive Sehschärfenbestimmung. Ophthalmologica (Basel)105, 240 (1943).
Günther, G.: Objektive Sehschärfenbestimmung. Halle a. d. Saale: Carl Marhold 1950.
Hess, W. R.: Die Organisation des vegetativen Nervensystems. Basel: Benno Schwabe & Co. 1948.
Jung, R.: Neurophysiologische Untersuchungsmethoden. In Handbuch der inneren Medizin Bd. V/I, S. 1325 ff. Springer 1953.
Mackensen, G.: Das Fixationsverhalten amblyopischer Augen. Albrecht v. Graefes Arch. Ophthal.159, 200 (1957).
: Blickbewegungen amblyopischer Augen. Albrecht v. Graefes Arch. Ophthal.,159, 212 (1957).
Meesmann, A.: Über ein Projektionsadaptometer zur subjektiven und objektiven Adaptometrie. Klin. Mbl. Augenheilk.110, 446 (1943).
Monnier, M.: Electrophysiologie de l'oeil chez l'homme. Fortschr. Augenheilk.2, 35 (1953).
Muskens, L. J. J.: Das supravestibuläre System. Amsterdam 1934.
Nicolai, H.: Differenzen zwischen optokinetischem Rechts-und Linksnystagmus bei einseitiger (Schiel-) Amblyopie. Klin. Mbl. Augenheilk.134, 245 (1959).
Ohm, J.: Nystagmus und Schielen bei Sehschwachen und Blinden. Stuttgart: Ferdinand Enke 1958.
Peiper, A.: Die Eigenart der kindlichen Hirntätigkeit. Leipzig: Georg Thieme 1949.
Piper, H. F.: Über die Grenzen der normalen und subnormalen Gesichtssinnleistung Albrecht v. Graefes Arch. Ophthal.,160, 131 (1958).
Über die labile Umweltbeziehung des Schielenden und ihre Bedeutung als unreife Asymmetrie des Gesichtssinns. Klin. Mbl. Augenheilk.131, 513 (1957).
Pugh, M.: Foveal vision in amblyopia. Brit. J. Ophthal.38, 24 (1954).
Sachs, M.: Klin. Beiträge zur Lehre von den Augenmuskellähmungen. Arch. Augenheilk.37, 9 (1898).
Trendelenburg, W.: Der Gesichtssinn. Berlin: Springer 1943.
Viefhues, Th. K. u.G. Kühnhardt: Die objektive Prüfung der Sehschärfe bei Schielamblyopie. Albrecht. v. Graefes Arch. Ophthal.160, 263 (1958).
Wirths, M.: Beitrag zum klin. Bilde der assoziierten Blicklähmung mit besonderer Berücksichtigung des vestibulären und optischen Nystagmus. Z. Augenheilk.26, 318 (1911).
Worth, C., andB. Chavasse: Squint, herausgeg. vonT. K. Lyle. London 1950.
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Mit 14 Textabbildungen
Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Piper, H.F., Holland, G. Zusammenhänge zwischen verschiedenartigen passiven und aktiven Bewegungs qualitäten des Auges und der jeweiligen Sehleistung. Albrecht v. Graefes Arch. Ophthal. 162, 8–23 (1960). https://doi.org/10.1007/BF00681987
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF00681987