Zusammenfassung
An Präparaten von rißnahen und rißfernen Stellen frischer Plazenten wurden in einem Bereich von 0–200 mm H2O in einer flüssigkeitsgefüllten Druckkammer Druck-Volumenkurven aufgenommen. Aus der mathematischen Beschreibung dieser Druck-Volumenkurven ergaben sich Kenngrößen, die die mechanischen Eigenschaften der untersuchten Präparate charakterisieren: das theoretisch erzielbare maximale Füllungs-volumenV max; der zur halbmaximalen Dehnung führende FüllungsdruckK; der Volumen-ElastizitätsmodulE K bzw.E 50 und die druckabhängige Dehnbarkeit. Deutliche Unterschiede des mechanischen Verhaltens zwischen vor- und rechtzeitigem Blasensprung wurden gefunden für rißnahe Aminion- und rißferne Chorionpräparate. Das Amnion weist eine geringere Nachgiebigkeit als das Chorion auf und bestimmt das mechanische Verhalten der gesamten Eihaut. Bei vorzeitigem Blasensprung zeigt das Amnion einen höheren elastischen Widerstand als beim rechtzeitigen Blasensprung. Dieser Befund wird in Parallele gesetzt zu der bekannten höheren Zerreißfestigkeit. Auf Grund der gefundenen Unterschiede wird eine Modellvorstellung über die Ursache des vorzeitigen Blasensprungs entwickelt.
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Herrn Prof. Dr. med., Dr. med. h. c., Dr. rer. nat. h. c.Robert Schröder zum 75. Geburtstag.
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Bernoth, E., Sommer, K.H. & Opitz, H. Untersuchungen der mechanischen Eigenschaften der menschlichen Eihaut nach vor- und rechtzeitigem Blasensprung. Arch. Gynak. 192, 365–378 (1960). https://doi.org/10.1007/BF00669890
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