Die Funktion des hinteren vertikalen Bogenganges beim Menschen und das Ausmaß der zentralen Kompensation bei einseitiger Durchtrennung des Nervus vestibularis

Summary

The vestibular nerve innervates the semicircular canals through two branches. The first branch innervates the anterior vertical and the horizontal canals and the second branch innerves the posterior vertical canal. In transtemporal neurectomy the dissection of the vestibular nerve was sometimes only in the upper part. In these cases the fibres to the posterior vertical canal are still intact.

In Düsseldorf 41 patients were treated by transtemporal neurectomy from 1970 until 1977.

Five of these patients show an incomplete dissection of the vestibular nerve. They had a normal endolymph circulation with afferent nerve fibres only from the posterior vertical canal.

These patients were examined by caloric and rotatory stimulation in different head positiones. Vertical and horizontal eye movements were simultaneously recorded. The stimulation of the posterior vertical canal shows a rotatory eye movement. The results were compared with the second Ewald law.

Zusammenfassung

Der hintere vertikale Bogengang wird isoliert durch die Pars inferior des Nervus vestibularis nervös versorgt während die Pars superior den horizontalen und vorderen vertikalen Bogengang gemeinsam innerviert. Bei einer transtemporalen Neurektomie wird in einigen Fällen bewußt nur der obere Anteil des Nervus vestibularis durchtrennt. In diesen Fällen bleibt das intakte Bogengangssystem über den hinteren vertikalen Bogengang mit dem ZNS verbunden. Von 41 Patienten, die von 1970 bis 1977 in Düsseldorf einseitig neurektomiert wurden, zeigten fünf eine Durchtrennung des Nervus vestibularis nur im oberen Anteil. Diese Patienten wurden kalorisch und rotatorisch in verschiedenen Kopfstellungen untersucht und sowohl der vertikale als auch der horizontale Nystagmus simultan registriert. Gleiche Untersuchungen erfolgten zur Kontrolle an den Patienten, deren Nervus vestibularis komplett durchtrennt war. Die kalorische Reizung des hinteren vertikalen Bogenganges zeigte einen rotatorischen Nystagmus. Für die Drehprüfung in Optimum- beziehungsweise Pessimumstellung wurde der Synergismus beziehungsweise Antagonismus mit dem vorderen vertikalen Bogengang rechnerisch erstellt und mit dem zweiten Ewald'schen Gesetz verglichen.