Zusammenfassung
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1.
Nach langen bis zu 6 Std ausgedehnten Trinkzeiten kann durch ein- oder mehrmalige große Zuckergaben die Blutalkoholkurve schneller abfallen.
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2.
Der durch diese Zuckerzufuhren bedingte Abfall erfolgt nicht linear, sondern unregelmäßig, gewöhnlich stufenförmig.
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3.
Da die Resorption abgeschlossen ist, so kann, selbst unter Berücksichtigung einer Resorptionshemmung bei zuckerhaltigen Getränken, der Abfall nicht nur auf einer Nicht-Resorption gewisser Alkoholmengen beruhen.
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4.
Die Möglichkeit, daß nach großen Zuckergaben bei peroraler Resorption ein starker Wechsel in der zirkulierenden Blutmenge eintritt, ist insofern zu berücksichtigen, als nach tiefem stufenförmigen Abfall ein geringer Wiederanstieg der Blutalkoholkurve erfolgt, sofern dieser nicht durch eine neue Zuckerzufuhr verhindert wird.
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5.
Die Blutalkoholkurve nach gesüßtem Alkohol läßt eine längere Resorptionszeit, gleichzeitig während der Resorption einen stärkeren Alkoholverlust erkennen.
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6.
Zwischen den stufenförmigen Konzentrationspunkten im postresorptiven Abschnitt der Alkoholkurve sind bei gesüßtem Alkohol mehr oder weniger lange Plateaubildungen festzustellen.
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7.
Zwischen nichtgesüßtem Alkohol, etwa Weinbrand, und gesüßtem, etwa Likör, kann bei über mehrere Stunden durchgeführten Versuchen die Differenz zwischen der Alkoholkonzentration im Blut nicht ausschließlich als Resorptionsdifferenz aufgefaßt werden.
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8.
Nach Sekt, Weißwein und Süßwein ergeben sich in der Blutalkoholkonzentration größere Unterschiede, die einerseits auf die unterschiedliche Resorption des Sektes und des Süßweins, andererseits auf die bei verschiedenen natürlichen Getränken (Sekt, Wein, Wermut) verschiedene Diffusion zurückgehen.
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9.
Zwischen Alkoholkonzentration im Blut, Blutzucker und Alkoholabbau bestehen gegenseitige Beziehungen, die auf einen Zusammenhang zwischen Kohlenhydratabbau und Alkoholabbau schließen lassen.
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10.
Die allgemeine Ansicht, daß gesüßter Alkohol (Sekt, Likör, Süß- und Dessertweine) berauschender wirken, läßt sich im Alkoholversuch bei Benutzung gleich großer Alkoholmengen nicht bestätigen.
Literatur
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Klein, H. Die Blutalkoholkurve nach zuckerhaltigen Getränken. Dtsch. Z. ges. gerichtl. Med. 40, 455–467 (1951). https://doi.org/10.1007/BF00664813
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