Zusammenfassung
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1.
Der Drehbeschleunigungsnystagmus wurde mit definierten und konstanten Reizen an 33 Versuchspersonen — nüchtern und nach Alkoholgaben — geprüft, elektronystagmographisch registriert und nach Zeitdauer, Schlagzahl und Gesamtamplitude ausgewertet. Es ergab sich unter Alkoholwirkung eine statistisch gesicherte Dämpfung der Mittelwerte aller Komponenten.
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2.
Bei den überaus: großen individuellen Schwankungen des Nystagmus läßt eine Einzelableitung kein Urteil über eine vorliegende Alkoholbeeinflussung zu. Die Gegenüberstellung einer Nüchtern- und einer Alkoholkurve derselben Versuchsperson zeigt jedoch bei Betrachtung der Summe von Zeit, Schlagzahl und Gesamtamplitude ausnahmslos eine Abschwächung nach Alkoholgaben.
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3.
Die einzelnen Komponenten und ihre Summe zeigen keine Relation zum Blutalkoholwert; die Stärke der Dämpfung ist vielmehr Ausdruck einer jeweiligen Toleranz. Das Verfahren ist für forensische Testungen brauchbar.
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Nach einer vorläufigen Mitteilung auf der Tagung der Deutschen Gesellschaft für gerichtliche und soziale Medizin in Düsseldorf, Juli 1955.
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Forster, B. Elektronystagmographische Untersuchungen über den Drehbeschleunigungsnystagmus nach Alkoholgaben. Dtsch. Z. ges. gerichtl. Med. 47, 282–288 (1958). https://doi.org/10.1007/BF00664616
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