Zusammenfassung
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I.
Mit 14 Versuchspersonen unterschiedlichen Alters und Geschlechtes wurden Alkoholtrinkversuche angestellt, bei denen der Einfluß orthostatisch bedingter Blut- und Wasserverschiebungen auf den Verlauf der Blutalkoholkurve geprüft werden sollte.
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II.
Zu diesem Zwecke wurde der Konzentrationsunterschied der Blutalkoholwerte innerhalb von 15 min bei leichter Bewegung (21/2 bis 23/4 Std nach Trinkbeginn), während eines sich anschließenden 15 min dauernden Stehversuchs (aufrechtes Stehen ohne Körperbewegung), sowie innerhalb weiterer 5, 10, 15 und 30 min bei zunächst stärkerer, anschließend leichterer Bewegung bestimmt.
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III.
4 Versuchspersonen kollabierten beim Stehversuch und fielen aus. Von den übrigen 10 Versuchspersonen standen 2 kurz vor dem Kollaps. In allen Fällen war der Abfall der Blutalkoholkonzentration während des Stehversuchs größer als vorher. In 9 Fällen stieg nach der Stehperiode die Blutalkoholkonzentration sofort- in einem Fall mit einer Verzögerung von 5 min — wieder an. Der maximale Abfall betrug 0,25%. (im Durchschnitt 0,09%.) innerhalb von 15 min, der maximale Wiederanstieg innerhalb von 10 min 0,31%. (im Durchschnitt 0,08%.).
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IV.
Die Abweichungen vom normalen Verlauf der Konzentrations-kurve werden als Folgen orthostatisch bedingter Blut- (und Wasser)-Verschiebungen — Verkleinerung der zirkulierenden Blut- und Wassermenge mit anschließendem Einströmen höher konzentrierten Blutes und Gewebswasser — angesehen. Da ähnliche Verhältnisse auch bei Kollapszuständen gegeben sein können (Versacken einer gewissen Blutbzw. Plasmamenge mit Verkleinerung der zirkulierenden Blutmenge und bei Erholung Wiederauffüllung des Kreislaufes) erscheint es erforderlich, auch in solchen Fällen (Kollapszustände nach Verkehrsunfällen usw.) Unregelmäßigkeiten des Alkoholkurvenverlaufes in Betracht zu ziehen.
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Grüner, O., Sattler, H. Untersuchungen über den Einfluß orthostatisch bedingter Blut- und Wasserverschiebungen auf den Verlauf der Blutalkoholkurve. Dtsch. Z. ges. gerichtl. Med. 47, 276–281 (1958). https://doi.org/10.1007/BF00664615
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