Rikoschett- oder Kontaktschußverletzung

Zusammenfassung

Es wurden Schießversuche mit einer 9 mm Luger-Pistole und entsprechender Munition durchgeführt, um den Entstehungsmechanismus einer tödlichen atypischen Einschußwunde in der Stirn einer jungen Frau zu erklären. Die fragliehe Verletzung wies einerseits die Charakteristika eines Kontaktschusses (Schuß mit aufgesetzter Mündung) auf, ließ andererseits aber Pulverschmauch, beziehungsweise Pulvereinsprengungen auch im Schußkanal vermissen. Der Angeklagte verneinte, jemals in Richtung seiner Frau geschossen zu haben. KOntaktschuß, Fernschüsse, sowie Schüsse abgegeben im spitzen Winkel zur Haut wiesen gegenüber der fraglichen Einschußwunde abweichende Befunde auf. Es wurde die Möglichkeit erörtert, daß es sich bei dem tödlichen Geschoß um ein deformiertes gehandelt haben könnte. Daraufhin wurden in der letzten Versuchsreihe, zwecks Nachahmung eines Rikoschettgeschosses, Geschosse der Luger-Munition aus ihren Hülsen extrahiert und umgekehrt wieder in dieselben eingefügt. Bei einer Entfernung von 2 1/2–3 m konnte eine Verletzung produziert werden, die der tödlichen ähnlich war. Die Versuchsergebnisse waren ausreichend, bei dem Gericht angemessene Zweifel aufzuwerfen hinsichtlich des vorher angenommenen „Vorsatzes“ des Angeklagten, seine Frau zu töten.

Summary

The case under discussion concerns an injury in midforehead resembling a typical contact gunshot wound, except for the absence of soot and/or powder. The weapon used was a 9 mm Luger with corresponding ammunition. – The accused denied point blank firing and contended that he shot in a different direction than that of the victim. Nevertheless he was found guilty and convicted of murder and sentenced.

Still puzzeled by the absence of soot and powder within and about the bullet wound close range firing seemed doubtful and the possibility of a ricochet was entertained. Test firing of the same gun with matching ammunition from a distance of 7 to 9 feet was carried out. A similar injury as noted on the deceased could be obtained when inverted slugs (slug removed and reversed within the same cartridge case) were used, but not if the bullet was fired as manufactured.

On the basis of this new experimental evidence the trial was re-opened and the case was dismissed.