Zusammenfassung
Nach Schilderung des gewöhnlichen Ablaufs der psychischen Störungen bei Thalliumvergiftung wird eine delirant-paranoide Psychose als Ausnahmefall beschrieben. Neben der erheblichen Thalliummenge wird konstitutionellen Faktoren für die Auslösung und Färbung der Psychose eine wesentliche Bedeutung beigemessen. Der Inhalt der Halluzinationen wurde, wie das bei symptomatischen Psychosen häufig der Fall ist, von persönlichkeitseigenen Erlebnissen bestimmt. Die stärker hervortretende paranoide Symptomatik wird mit der prämorbiden mißtrauisch-wahnhaften Gewohnheitshaltung in Zusammenhang gebracht. Demenzsymptome konnten nach Abklingen der Psychose nicht festgestellt werden; wohl aber war noch lange Zeit ein hyperästhetisch-emotioneller Schwächezuständ zu beobachten, der von den konstitutionell-psychopathischen Persönlichkeitsabartigkeiten abgrenzbar war.
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Amler, G., Meier-Ewert, K. Zum Problem der Thalliumpsychose. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift f. d. ges. Neurologie 196, 349–355 (1957). https://doi.org/10.1007/BF00625749
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