Summary
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1)
Auxiliary optical marks placed at the food goal serve as rank- and racespecific learning criteria and influence the orientation performance of theApis mellifera carnica andApis mellifera ligustica.
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2)
The bees are not conditioned race-specifically by optical marks placed at a longer distance from the food goal. The visual structure of the more distant surroundings and the absolute distance of the food goal determine the rise, gradient, and level of such learning curves.
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3)
When orientation cues from optical marks and the sun compass are lacking, both races are incapable of optically determining the exact position of the food goal (tests in a circular arena under totally overcast skies).
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4)
When there are no optical marks near the goal, polarization substitutes adequately for the sun compass.
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5)
When an artificial optical mark is removed from a formerly learned, complex set of marks, relearning is prohibited by pro-active processes during a particular latency phase. During this latency phase the stored information is forgotten; however, the first learning step is excluded from any forgetting process. Relearning an easier task, with the addition of an optical mark to the former set of marks, takes place without difficulty.
Zusammenfassung
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1.
Optische Hilfszeichen beeinflussen als rang- und rassenspezifische Lernsignale die Orientierungsleistung vonApis mell. carnica undApis mell. ligustica am Futterziel.
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2.
Ferne Geländemarken werden rassenunspezifisch conditioniert. Anstieg und Niveau dieser Lernkurven sind vom Gliederungsgrad der Umgebung, sowie von der absoluten Entfernung potentieller Hilfsmarken vom Anflugsziel abhängig.
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3.
Ohne Hilfsmarken und ohne Himmelskompaß können beide Rassen die Lage des Futterzieles auf optischem Wege nicht mehr eindeutig bestimmen (Rundarena bei bedecktem Himmel).
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4.
Die Polarisation kann den Himmelskompaß gleichwertig ersetzen, sofern nahe Hilfsmarken fehlen.
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5.
Nach Wegnahme einer künstlichen Hilfsmarke aus dem Merkmalskomplex findet für eine bestimmte Latenzphase kein Umlernen auf den geänderten Komplex statt, da proaktive Hemmprozesse dieses verhindern. Während der Latenzphase unterliegt die gespeicherte Erstinformation mit Ausnahme des ersten Lernaktes Vergessensprozessen. Ein Umlernen auf eine leichtere Lernaufgabe — Zugabe einer neuen Hilfsmarke — ist ohne Schwierigkeit möglich.
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Hoefer, I., Lindauer, M. Das Lernverhalten zweier Bienenrassen unter veränderten Orientierungsbedingungen. J. Comp. Physiol. 99, 119–138 (1975). https://doi.org/10.1007/BF00618179
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