Zusammenfassung
1. Die zeitlichen Beziehungen der Entladungen räumlich benachbarter Ganglienzellen in der Substantia reticularis und im motorischen Cortex der Katze wurden mit Hilfe von Mikroableitungen untersucht.
2. Die Entladungen benachbarter Ganglienzellen sind häufig zeitlich gekoppelt. Es lassen sich dem Grade nach Fälle mit fester Kopplung, loser Kopplung und inkonstanter Kopplung unterscheiden, wobei auch die inkonstante Kopplung noch statistisch signifikant ist.
3. Eine gekoppelte Einheit kann sowohl unmittelbar vor, als auch unmittelbarnach den Einzelentladungen einer regelmäßig feuernden Einheit entladen, ohne deren Rhythmus merklich zu verschieben. Die künstliche Auslösung von „Extraentladungen“ verschiebt den Rhythmus nicht und ruft auch keine Kopplungen hervor.
4. Es können Einheiten mit erheblichen Frequenzunterschieden gekoppelt sein und auch unter Beibehaltung der Kopplung ihre Frequenzen individuell ändern, wobei dann die Kopplung mit der Häufigkeit der niederfrequenteren Einheit auftritt.
5. Aus den Befunden folgt, daß die Kopplung keine einfache Erregungsübertragung von Zelle zu Zelle darstellt, sondern daß benachbarten Einheiten dem synchronisierenden Einflusse eines Schrittmachers unterliegen können, wobei aber die Funktionsspezifität der beteiligten Ganglienzellen hinsichtlich ihrer Afferenzen, sowie der Frequenz und Richtung ihrer axonalen Impulse erhalten bleibt. Es wird vermutet, daß die an den Dendriten freiwerdenden, elektrotonisch wirkenden, langsamen Potentiale geordnet ablaufen und eine zeitliche Koordination der Entladungen innerhalb der Feinstruktur bewirken.
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von Baumgarten, R., Schaefer, KP. Kopplungsvorgänge an benachbarten Nervenzellen im Hirnstamm und im motorischen Cortex der Katze. Pflugers Arch. 265, 264–275 (1957). https://doi.org/10.1007/BF00595651
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