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Dressurversuche mit Ciliaten und rhabdocoelen Turbellarien

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Zeitschrift für vergleichende Physiologie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Paramecium ließ sich durch keinen der verwendeten Strafreize (über-und unteroptimale Temperatur, elektrische Schläge) auf Vermeidung von Dunkel dressieren. Dagegen gelang die Dressur auf Vermeidung von Hell, und zwar sowohl durch überoptimale Temperatur (wie schonBramstedt zeigte) als auch durch elektrische Schläge als Strafreiz; der letztgenannte Dressurerfolg blieb jedoch aus, wenn unteroptimale Temperatur als Strafreiz zur Anwendung kam. Diese Verschiedenheiten dürften in physiologischen Eigentümlichkeiten desParamecium begründet sein, ohne daß sich einstweilen Näheres über die Einzelheiten angeben läßt.

  2. 2.

    Die Vertreter vonStylonychia mytilus sind individuell verschieden rauhempfindlich. Je nach dem Rauhigkeitsgrad der Unterlage und je nach der individuellen Rauhempfindlichkeit vermag man daher Rauhigkeit entweder als unbedingten oder als bedingten Reiz zu verwenden. Infolgedessen konnte ich eine Anzahl Individuen sowohl durch Erschütterung wie auch durch elektrische Induktionsströme als Strafreiz auf Vermeidung von Rauh zugunsten von Glatt dressieren. Hingegen ließ sich durch Erschütterung als Strafreiz die Dressur auf Vermeidung von Glatt zugunsten von Rauh bei keinem Individuum durchführen — vermutlich, weil etwas Derartiges einer dem Tier angeborenen Tendenz zuwiderläuft.

  3. 3.

    Spirostomum besitzt ebenso wieParamecium undStylonychia (vgl.Bramstedt) einen Lichtsinn, der jedoch unter gewöhnlichen Bedingungen nicht offenbar wird. Es gelang unter Verwendung von Induktionsschlägen sowie von mechanischer Berührung als unbedingten Reizen,Spirostomum auf Vermeidung des Hellen zu dressieren. Der Gegenversuch, Tiere durch Induktionsschläge auf Vermeidung von Dunkel zu dressieren, war nur bei einer Minderheit der Individuen erfolgreich; doch konnte bei mehreren Tieren, die hier keinen Lernerfolg gezeigt hatten, kurz darauf eine Dressur auf Vermeidung von Hell durchgeführt werden.

  4. 4.

    Stentor coeruleus reagiert nur auf stärkere Lichtintensitäten freischwimmend durch Fluchtbewegung und festsitzend durch Kontraktion. Plötzliche Einwirkung von Licht geringerer Intensität wird dagegen nicht in dieser Weise beantwortet. Jedoch kann man durch Dressur unter Verwendung elektrischer Strafreize erreichen, daß freischwimmende und festsitzende Tiere auch auf schwächeres Licht in der genannten Weise reagieren.

  5. 5.

    Stentor polymorphus läßt sich in festsitzendem Zustand durch elektrische Strafreize dressieren, Belichtung sowie Beschattung durch Kontraktion zu beantworten.

  6. 6.

    Stenostomumunicolor besitzt die Fähigkeit, sowohl die Assoziation Hell-Elektrischer Strafreiz und Dunkel-Strafreizfrei wie auch die Assoiation Dunkel-Elektrischer Strafreiz und Hell-Strafreizfrei zu bilden. Die letztere Assoziation war, verglichen mit der ersteren, weniger scharf ausgeprägt — vermutlich weil bei diesem Versuch die Tendenz des Tieres, das Helle zu meiden, der Dressur entgegenwirkt. Grundsätzliche Unterschiede in den mit Ciliaten und diesem rhabdocoelen Turbellar gewonnenen Resultaten bestehen nicht. — Das schnellere Lernen des Wurmes dürfte mit dem Besitz eines Zentralnervensystems zusammenhängen.

  7. 7.

    Bei tierpsychologischen Versuchen sind unbedingte und bedingte Reize nur relative Größen.

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Literaturverzeichnis

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  • Schaeffer, A. A.: Selection of food inStentor coeruleus. J. of exper. Zool.8 (1910).

  • Weitere Literaturangaben s. beiBramstedt undDilk.

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Dissertation der Philosophischen Fakultät der Philipps-Universität zu Marburg.

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Soest, H. Dressurversuche mit Ciliaten und rhabdocoelen Turbellarien. Z. Vergl. Physiol. 24, 720–748 (1937). https://doi.org/10.1007/BF00592306

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