Zusammenfassung
Die Vorverlagerung dissozialer und krimineller Handlungen und die daraus resultierende Gefahr einer Zunahme der „Jugendkriminalität“ verleihen der Frage nach der Bedeutung von „Gefährdung und Schädigung“ von Kindern und Jugendlichen aktuelle Bedeutung.
In Ärztekreisen ist noch viel zu wenig bekannt, daß häufig bereits Einordnungs-, Erziehungs- und Schulschwierigkeiten eine Gefährdung im Sinne späterer kriminogener Entwicklungsmöglichkeiten darstellen.
Die rechtzeitige Erfassung entsprechender Persönlichkeitseigenschaften und Reaktionsbildungen erfordert die Berücksichtigung genetischer, reifungsbiologischer, konstitutioneller, jugendpsychiatrischpsychologischer, sozialer und raum-zeitlicher Faktoren.
Als entscheidendes Bedingungsmoment für die Ätiologie und Persistenz einer „Gefährdung“ bzw. für die sozial negativen Auswirkungen einer „Schädigung“ hat sich der Einfluß der Familienstruktur erwiesen.
Aber nicht nur die jugendliche Delinquenz, sondern auch die kindlichen und jugendlichen Opfer von Sittlichkeitsverbrechern oder Gewalttätern haben uns zu beschäftigen. Das intellektuell minderbegabte oder cerebralgeschädigte Kind ist in dieser Hinsicht besonders gefährdet. Ein unterdurchschnittliches geistiges Niveau war bei der Hälfte der untersuchten Inzestopfer nachweisbar.
Neben den durch Mißhandlungen gegebenen Schädigungsmöglichkeiten werden die dadurch hervorgerufenen Fehlentwicklungen, die sich später in Aggressionshandlungen, Körperverletzungs- und Tötungsdelikten äußern können, oft übersehen.
Außer der rechtzeitigen Erkennung von Gefährdungs- und Schädigungsmöglichkeiten ist eine positive Einstellung der Erwachsenenwelt und die Bereitschaft zur Schaffung eines echten Vertrauensverhältnisses zwischen der jüngeren und älteren Generation erforderlich.
Summary
Nowadays dissocial and criminal actions and the resulting danger of increase of juvenile delinquency take place much earlier. Thus the importance of all questions of endangering and harming children and juveniles.
It is not yet a commonly known fact that already difficulties in education and at school represent a danger in the sense of later developmental posibilities towards a criminal development.
It therefore will be necessary to observe these character traits and the forming of reactions under the view-point of genetic, constitutional, social facts, and facts of juvenile-psychiatry and -psychology, of maturation-biology, and space-and-time.
The influence of the family-structure has proved to be a major cause for the etiology and persistency of a menace, that is to say for the negative results of a harm.
But we do not only deal with juvenile delinquency but we also deal with children and adolescents who are victims of indecent assault and outrage. In this respect the less mentally talented or brain-damaged child is especially endangered. A subnormal mental level is characteristic for half of the examined victims of in-breeding.
Apart from the possibilities of harm, which stem from maltreatment or cruelty, very often developmental malfunctions are overlooked which result lateron in aggressive activities, bodily injury, and murder.
Apart from recognizing any endangering or harming possibility it is necessary for any adult to create an atmosphere of positiveness and confidential relationship between the younger and older generation.
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Nau, E. Gefährdung und Schädigung von Kindern und Jugendlichen. Dtsch. Z. ges. gerichtl. Med. 62, 101–108 (1968). https://doi.org/10.1007/BF00587074
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF00587074