Der Madurafuß oder das Mycetom

Zusammenfassung

Der Begriff des „Mycetoms“ wurde 1861 vonCarter eingeführt für ein Krankheitsbild, welches unter der Bezeichnung „Madurafuß“ vor allem in Indien bekannt und beschrieben worden war. Die durch verschiedeneErreger wie Actinomyceten, Nocardien, Streptomyceten und echten Pilze hervorgerufenen chronischen Entzündungen können sich in jedem einer äußeren Verletzung zugänglichen Körperteil manifestieren. Im Gegensatz zur Vielzahl und Mannigfaltigkeit der Erreger ist das Krankheitsbild klinisch-anatomisch recht einheitlich. Mycetome sind in Europa außerordentlich selten, während sie in anderen Erdteilen, zum Beispiel im Sudan, endemisch vorkommen. Ärzte-Equipen, welche für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes in Nordyemen ein Feldspital betrieben, lernten dort diese Krankkeit näher kennen. Der vorliegende Bericht gibt auf Grund der gewonnenen Erfahrung und unter Auswertung der wichtigeren und grundlegenden Arbeiten der Literatur einen Überblick über das Krankheitsbild der Mycetome.

Die Mycetome verhalten sich in bezug auf Klinik und Therapie ähnlich wie maligne Tumoren. Die Therapie ist vorwiegend chirurgisch, sie besteht in der Amputation oder Excision im Gesunden. Vereinzelte Mitteilungen in jüngster Zeit lassen hoffen, daß bald auch eine medikamentöse Therapie zur Heilung führen kann.

Der Bericht weist auf die Zusammenhänge hin zwischen der Häufigkeit der Erkrankung sowie der Erregerarten mit Klimafaktoren. Die klinischen, histologischen und mykologischen Unterschiede der Erreger werden beschrieben.

Auf 7 von 11 gesehenen Krankheitsbilder wird näher eingegangen und dabei auf Grund des klinischen, röntgenologischen und histologischen Aspekts auf Streptomyces madurae und Streptomyces somaliensis als Erreger geschlossen. In einem Fall wird das Vorliegen von Streptomyces pelletieri vermutet. Mykologische Studien konnten aus praktischen Gründen nicht durchgeführt werden.

Der Bericht bestätigt die Vermutung mehrerer Autoren, daß die Mycetome nicht nur in einer quer durch Afrika verlaufenden Zone zwischen dem 15. und 20. Breitengrad gehäuft vorkommen, sondern unter gleichen klimatischen Gegebenheiten auch in anderen Gebieten dieser Breitenlage.

Summary

The author reports for the first time mycetomas in the northern part of Yemen. As causative organisms streptomyces madurae and somalienses were found. Reviewing the principal literature the report gives a clear picture of this illness. The clinical, radiological, histological and mycological features of the various mycetomas are described as well as the therapeutic possibilities. The influence of several factors of climate on the frequency and kind of mycetomas is discussed. While mycetomas are extremely rare in Europe they are endemic in other countries. The clinical and anatomical aspect of the illness is rather uniform, however different agents as actinomyces (streptomyces and nocardia) and true fungi can be at its origine.

Résumé

L'auteur rapporte des mycétomes dans le Nord du Yémen pour la première fois. Des streptomyces madurae et somalienses ont été trouvés comme agents pathogènes. En outre, l'article donne une vue d'ensemble de cette maladie en résumant l'essentiel de la littérature. Les aspects cliniques, radiologiques, histologiques et mycologiques des divers mycétomes ainsi que les possibilités thérapeutiques sont décrit; l'influence de différents facteurs climatiques sur la fréquence et le genre des mycétomes est discutée. Très rare en Europe, cette maladie prend souvent un caractère endémique dans d'autres régions. Quoiqu'elle forme une unité relative du point de vue anatomique et clinique, elle peut être provoquée par différents agents d'actinomycètes (streptomycètes et nocardia) et de vrais champignons.