Besitzen Dotterkörnchen vitale Eigenschaften?

Zusammenfassung

• 1. Dotterkörnchen vonRana temporaria wurden hinsichtlich ihrer Reaktion gegenüber den Farbstoffen Neutralrot und Eosin unter verschiedenen Verhältnissen eingehend untersucht.

• 2. Färbungsversuche mit diesen Stoffen ergaben, daß isolierte Dotterkörnchen aus frischen Oocyten von zweierlei Art sind, nämlich teils tote, teils solche, die in einer Weise reagieren, daß man sie als gewissermaßen lebende Einheiten ansehen muß. In geeignetem Medium können letztere eine beträchtliche Zeit hindurch am Leben erhalten werden.

• 3. Bei verschiedenartiger Einwirkung (Behandlung mit Chemikalien, Eintrocknung, Temperatureinwirkung, mechanische Einwirkung) verlieren die lebenden Körnchen ihre vitalen Eigenschaften und verhalten sich hierauf unter allen Umständen wie tote Partikel.

• 4. Der Sitz der vitalen Eigenschaften scheint eine um den eigentlichen Nahrungspartikel herum gelegene dünne Hülle von flüssiger Substanz zu sein, die wahrscheinlich sowohl beim Aufbau des Nahrungspartikels in der Eizelle als auch bei seiner Verdauung in den Zellen des Larvenkörpers wirksam ist.

• 5. Die vonPierantoni aufgestellte Hypothese, daß die Dotterkörnchen symbiontische Organismen seien, wurde kritisch untersucht.

Die vorliegende Arbeit kann gewissermaßen als eine vorläufige Mitteilung betrachtet werden. Meine Untersuchungen über die Dotterkörnchen beschränkten sich nämlich nicht nur auf Rana tempararia, sondern befaßten sich auch mit Vertretern anderer Tiergruppen, besonders Fischen und Krebsen. Es ist die Feststellung interessant, daß die NR-Reaktion keine spezielle Eigentümlichkeit der Amphibien darstellt, sondern anderwärts ebenfalls vorkommt, wenn sie auch, je nach der verschiedenen Beschaffenheit der Dotterkörnchen, etwas verschieden zum Ausdruck gelangt. So kann erwähnt werden, daß die aus einer homogenen, zähflüssigen Substanz und einer diese umgebenden Membran bestehenden Dotterkörnchen von Cottus anfänglich gleichfalls homogen gefärbt werden, später aber den Farbstoff in durch Entmischung entstandenen sphärischen Eiweißpartikeln konzentrieren. (Hier liegt somit eine auffallende Parallele zu der sog. Krinombildung der Zellen vor.) Eine ähnliche Reaktion tritt bei Astacus auf, wo sich in gewissen Fällen überdies die Eigentümlichkeit zeigt, daß die Farbe aus den Dotterkörnchen ausgestoßen wird.