Zusammenfassung
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1.
Die tatsächlichen Ausschlüsse im P-System liegen um 90% unter der errechneten Ausschlußerwartung.
Dies kann zurückgeführt werden auf
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a)
das Vorhandensein von etwa 27% sog. schwacher Typen, die in die Begutachtung im allgemeinen nicht einbezogen werden;
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b)
auf eine bei Kindern wesentlich niedrigere Rate P-positiver Individuen als bei Erwachsenen;
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c)
auf einen relativ schnellen Abfall der Receptorenstärke bei Lagerung der Blutproben und
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d)
auf temporäre Stärkegradschwankungen bei ein und demselben Individuum.
Zur Verbesserung der Ausschlußrate kann empfohlen werden:
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a)
Untersuchung der Blutprobe auf Lauerplättchen, in Zweifelsfällen unter Zugabe von Bromelin und damit Einbeziehung der Pm- und Pw- Blutproben als P+ in die Begutachtung;
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b)
die Wiederholung des P-Gutachtens zur Zeit des erbbiologischen Gutachtens.
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2.
Eine signifikante Trennung des Faktors P in sog. Untergruppen ist mit den bisher zur Verfügung stehenden Seren und auch unter Verwendung proteolytischer Fermente weder durch die makroskopische Ablesung noch durch Titrierung möglich.
Familienuntersuchungen haben keine Ausnahme von dem angenommenen Erbgang von P+ zu p− ergeben. Demgegenüber konnten Gegenargumente gegen eine Vererbung der P-Stärkegrade erbracht werden.
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3.
Das vereinzelt beobachtete p-negative Reagieren früher eindeutig P-positiv bestimmter Blutproben läßt im Falle eines Paternitätsausschlusses eine höhere Bewertung als „unwahrscheinlich“ vorläufig nicht zu.
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Göhler, W., Dürwald, W. & Müller, E. Untersuchungen zur Bewertung des P-Systems. Dtsch. Z. ges. gerichtl. Med. 55, 103–112 (1964). https://doi.org/10.1007/BF00574878
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