I. Tierexperimentelle untersuchungen über das immunologische verhalten allogener gehörknöchelchen-transplantate

Summary

In order to establish that there are immunological reactions in the eardrum against homografted ossicles, various transplantations have been performed on the homologous ossicles of rabbits and rats. Postoperative observation of longterm results on rabbits was continued for one year. Transplantation from an inbreeding-rat strain to a colony-inbreeding rat strain produced results within a few weeks. The host animals were sensitised against antigens of the donor animals with skin grafts. This was necessary in order to insure a reliable histologic infiltration with plasmacells and lymphocytes and the rejection of the graft. This reaction could be described as second set reaction. After a simple homologous transplantation without sensitising, these rejection reactions occur only rarely and in a diminished form.

In rabbits an almost complete osseous integration of the grafted tissue with nearly complete preservation of the ossicles can be seen after a year. The prerequisites for the acceptance of the graft by the host tissue are as follows: the strong osseous reproductive capability of the eardrum, the osteogenetic capability of the graft, and the functional placing of the ossicles in the sound transmission chain. Good results of long duration are questionable, because the transplantation of the homologous ossicles is related to the eventual partial destruction of the ossicles particulary their small processes. Due to these results, the transplantation of homologous ossicles is possible in principle, but for good long term results autologous bone or cartilage material is still to be recommended for tympanoplasty in the future.

Zusammenfassung

Immunologische Vorgänge nach einer Transplantation von allogenen Gehörknöchelchen werden zwar diskutiert, wurden aber bisher nie nachgewiesen. Aus diesem Grunde wurden in verschiedenen Versuchsserien Transplantationsversuche mit Ratten und Kaninchen mit allogenen Gehörknöchelchen Transplantaten durchgeführt, die erst nach einer Vorsensibilisierung der Empfängertiere (Inzuchtratten) gegen die Spendertiere (Koloniezuchtratten) histologisch faßbare immunologische Reaktionen gegen die Transplantate erbrachten. Ohne these Vorsensibilisierung mit Hauttransplantaten sind histologisch verwertbare immunologische Reaktionen nur schwer nachweisbar. Während nach der Vorsensibilisierung gegen den Spender totale Transplantat-Abstoßungen mit ihrem bindegewebigen Ersatz beobachtet werden (Second Set Reaction), werden die Transplantate nach einer Übertragung ohne vorherige Sensibilisierung des Empfängers mit Teildestruktionen knöchern in das Empfängergewebe integriert. Die allogenen Gehörknöchelchen-Transplantate entwickeln dabei eine eigene osteogenetische Leistung, die im Zusammenwirken mit der starken knöchernen Ersatzleistung der Paukenhöhle den knöchernen Um- und Einbau der Transplantate sichert. Die funktionsgerechte Verpflanzung der Transplantate in die Schalleitungskette mit ihrer physiologischen, mechanischen Beanspruchung der Ossicula ist die Voraussetzung für die weitgehende Formerhaltung der Gehörknöchelchen. Wegen der Teildestruktionen der Transplantate und der damit fraglichen guten Dauerergebnisse nach einer Tympanoplastik ist such weiterhin das autogene Knochen- und Knorpelmaterial für die Überbrückung von Kettendefekten zu empfehlen. Trotz der nachgewiesenen Antigenität allogener Gehörknöchelchentransplantate verbietet sich deren Verwendung bei bestimmten Operationstechniken aber nicht grundsätzlich, da ja dieser Nachweis der Antigenit ät mit ausgedehnten Destruktionen erst nach der Vorsensibilisierung der Empfänger gelang — also unter Verhältnissen, wie wir sie bei einer „deinfachen” Tympanoplastik nie vorfinden.