Zusammenfassung
Bei Mäusen, bei denen durch cancerogene Kohlenwasserstoffe Tumoren erzeugt worden waren, wurden zur Klärung der Frage, ob charakteristische Beziehungen zwischen Geschwülsten und Störungen der Serumeiweißzusammensetzung bestehen, quantitative und qualitative Untersuchungen des Serumeiweißes vorgenommen.
Bei Anwendung refraktometrischer und papierelektrophoretischer Methoden hat sich ergeben, daß regelrechte Gesamteiweißwerte innerhalb der physiologischen Schwankungsbreite nur bei 29,6% der mit Geschwülsten erkrankten Mäuse vorhanden waren. Hypoproteinämie wurde bei 48,2%, Hyperproteinämie bei 22,2% der Mäuse festgestellt. Dabei kam es bei der Mehrzahl der Tiere zu Verschiebungen des Albumin-Globulinverhältnisses mit relativer bzw. absoluter Vermehrung der Globuline. Bei fortschreitender Erkrankung nahmen der Eiweißverlust und die Hypalbuminämie zu.
Die Zunahme der Globuline war vorwiegend durch die α- und noch mehr durch die β-Fraktion bedingt. In der α-Fraktion waren die α1- und α2- ungefähr in gleichem Maße beteiligt; in der β-Fraktion war die β2-Komponente etwas stärker vermehrt als die β1-Komponente.
Die stärksten Veränderungen fanden sich bei Mäusen mit länger bestehendem Tumor, die aber gleichzeitig erhebliche Veränderungen am Mesenchym, am reticuloendothelialen und Plasmazellsystem der Organe aufwiesen.
Aus dem Vergleich der Versuchsergebnisse mit Serumeiweißbefunden von Mäusen mit experimenteller Amyloidose und mit Befunden bei Krebskranken hat sich ergeben, daß die beschriebenen Veränderungen der Serumeiweißzusammensetzung für ein malignes Blastom im besonderen nicht charakteristisch sind. Die Geschwulsterkrankung wirkt sich offenbar erst dann auf die Serumeiweißbeschaffenheit aus, wenn sie längere Zeit besteht und weitere Reaktionen im Organismus, besonders am Mesenchym und am reticuloendothelialen System ausgelöst hat.
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Kühl, I. Über Serumeiweißveränderungen bei Mäusen mit malignen Tumoren nach Behandlung mit cancerogenen Kohlenwasserstoffen. Z Krebs-forsch 61, 139–151 (1956). https://doi.org/10.1007/BF00524331
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