Zusammenfassung
Um in verschieden rasch wachsenden Bindegewebekulturen das Verhalten der Kern- und Kernkörperchengröße sowie des nucleo-nucleolären Quotienten studieren zu können, haben wir zwei Gruppen von Versuchen durchgeführt:
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1.
solche, bei welchen durch fünffache Verdünnung des sonst üblicherweise als Bestandteil des Züchtungsmediums verwendeten Embryonalextraktes die Wachstumsintensität herabgesetzt wurde, und
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2.
solche, bei denen das am 4. Züchtungstag in vitro nur noch relativ geringe Wachstum neu angeregt wurde, indem man den Kulturen nach Auswaschen der Stoffwechselschlaken frischen Gewebsextrakt zusetzte.
In den infolge der geringen Extraktkonzentration langsamer wachsenden Kulturen sind die Kerne und insbesondere die Kernkörperchen, die auf eine Änderung der Wachstumsintensität sensibler reagieren, eindeutig kleiner, die nucleo-nucleolären Quotienten somit größer als in den entsprechenden Kontrollkulturen (vgl. Tabelle 1 und Abb. 1).
In den nach Zusatz frischen Gewebsextraktes wieder stärker wachsenden Kulturen — man beachte auch den erhöhten Prozentsatz von Mitosen (Tabelle 2) — sind die Kerne und insbesondere wieder die Kernkörperchen eindeutig größer, die nucleo-nucleolären Quotienten infolgedessen kleiner als in den unbehandelten Kontrollkulturen (vgl. Tabelle 3 und Abb. 2–4).
Die Befunde bestätigen unsere Arbeitshypothese (O. Bucher 1954 b), wonach eine Verschiebung der Variationskurve der nucleo-nucleolären Quotienten nach links für eine Zunahme, eine Verschiebung nach rechts für eine Abnahme der Wachstumsintensität spricht.
Es wird auf die Bedeutung derartiger Untersuchungen für die Beurteilung des Tumorwachstums hingewiesen.
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Bucher, O. Karyometrische Untersuchungen an Gewebekulturen in vitro. Z. Anat. Entwickl. Gesch. 118, 531–542 (1955). https://doi.org/10.1007/BF00523659
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