Zusammenfassung
Zwischen Haupt- und Nebenmilz sowie zwischen Nebenmilzen verschiedener Größe besteht ein Differenzierungsgefälle. Es äußert sich vor allem in dem höheren Elasticagehalt der Kapsel sowie dem relativen Follikelreichtum der größeren Nebenmilzen. Mit abnehmender Größe der Nebenmilz verschwinden zuerst die Trabekel, dann die Malpighischen Körperchen. An ihre Stelle treten atypische, zum Teil die Merkmale von Tertiärknötchen aufweisende Lymphfollikel und regellos angeordnete, unscharf begrenzte Lymphareale. Ganz kleine Nebenmilzen bestehen nur noch aus blutreicher Pulpa, in der sich lymphatische und myeloische Elemente untrennbar miteinander mischen.
In einem Fall von Bantimilz (8jähriger Knabe; beginnendes III. Stadium) wiesen die gleichzeitig vorhandenen und bei der Splenektomie mitentfernten Nebenmilzen im Gegensatz zu der bereits total sklerosierten Hauptmilz eine zwar deutliche, aber noch nicht allzuweit fortgeschrittene pulpäre Fibroadenie und eine kaum merkliche, eben erst einsetzende follikuläre Fibroadenie auf. Dieses in der Literatur gelegentlich mißdeutete unterschiedliche Verhalten von Haupt- und Nebenmilz beruht wahrscheinlich auf dem Differenzierungsgefälle sowie einem erst nachträglichen Einbezogenwerden der Nebenmilzen in den von der Hauptmilz in Gang gesetzten Circulus vitiosus des Morbus Banti.
Die geweblichen Reaktionen von Haupt- und Nebenmilz können demnach zwar graduell und zeitlich differieren, verlaufen aber stets in der gleichen Richtung.
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Tischendorf, F. Über die gleichsinnige Reaktion von Haupt- und Nebenmilz Ein Beitrag zur Kenntnis der menschlichen Nebenmilz und zum Banti-Problem. Z. Anat. Entwickl. Gesch. 124, 335–352 (1965). https://doi.org/10.1007/BF00523517
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