Der histochemische Aktivitätswandel des proximalen Urnierennephrons während der Entwicklung des Hühnchens

Zusammenfassung

An 76 Hühnerembryonen wurde die Entwicklung der Urniere, sowie deren Degeneration histologisch und histochemisch untersucht. Im Verlauf des sechsten Bebrütungstages sondern sich die Zellen des Urnierenhauptstückes in mehrere Typen, die bis zum Beginn der Rückbildung bestehen bleiben. Ihr Auftreten ist nicht von der Fixierung abhängig. Wir halten die verschiedene Gestalt und die wechselnde Darstellbarkeit der histochemisch erfaßaren Bausteine für Funktionszustände einer bestimmten “Grundzelle”. Mit der Spezialisierung der Aufgaben des Urnierennephrons wandelt sie sich in die sekretorisch oder resorptiv tätigen Zellen um. Wir unterscheiden die “typischen Hauptstückzellen” mit vorwiegend resorptiven Aufgaben von den “Sekretzellen”. Letztere reichern zunächst supranucleär Mucoproteide an, die dann unter Verlust des Bürstenbesatzes in Form von Waben ins Lumen austreten. Es ist fraglich, ob es sich um “echte” Sekretionsprodukte handelt. Die seltener auftretende “Stäbchenzelle” deuten wir als erschöpfte Epithelzelle. Eine charakteristische Stoffverteilung zeigt die funktionelle Differenzierung des Bürstenbesatzes an: Oberflächlich liegt ein Saum aus Mucopolysaccharidsäuren, darunter zwei Streifen, die aus Mucoproteiden bestehen. Sie werden durch eine histochemisch nicht faßbare Zwischenzone getrennt. Alkalische Phosphatase ist im Bereich des Bürstensaumes in zwei Streifen lokalisiert, während Proteine und Lipide eine gleichmäßige Verteilung erkennen lassen. Es werden die histochemischen Erscheinungen während der Degeneration der Urniere beschrieben. Auffallend ist, daß nach dem 14. Bebrütungstag die Glomeruluscapillaren bei Anwendung der PAS-Alcianblau-Reaktion von einer doppelten Basalmembran umkleidet werden.