Zusammenfassung
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1.
Es werden an Hand von 30 Tierversuchen die Veränderungen beschrieben, die sich in der Lunge der Ratte nach Exstirpation eines oder mehrerer Lungenlappen ergeben.
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2.
Diese Veränderungen, die, wie früher bereits bewiesen wurde, zu einer regenerativen Lungenhyperplasie führen (Hilber 22, 23), werden durch Beschreibung der Röntgen- und Obduktionsbefunde, der Bronchialbaumpräparate, des Gefäßwachstums, der an Oberflächenaufnahmen nachgewiesenen Alveolenvermehrung, sowie ganz besonders der histologischen Befunde, zu einem einheitlichen Bilde zusammengefaßt.
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3.
Die histologische Untersuchung ergibt, daß die tragende Rolle beim regenerativen Lungenwachstum dem Alveolarepithel zukommt. Dieses erreicht in den Anfangsstadien des regenerativen Wachstums, der Form und Anordnung nach, eine Ausbildung, wie sie sonst nur während des Embryonallebens nachgewiesen werden kann.
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4.
Vergleichsuntersuchungen am normalen wachsenden Tiere zeigen, daß das regenerative und das normale Lungenwachstum nach völlig gleichen Gesetzen verlaufen. Dieser Parallelismus wird in den einzelnen Phasen des Wachstums nachgewiesen.
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5.
Somit ist die von anderer Seite vertretene Anschauung, daß die neue Alveole beim regenerativen Wachstum zuerst durch phagocytäre Aushöhlung im proliferierten Gewebe entsteht und dann erst durch weitere phagocytäre Aushöhlung in zentripetaler Richtung der “Anschluß” an den Bronchialbaum hergestellt wird, als irrig zu verwerfen.
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6.
Die besonderen Wachstumspotenzen des Versuchstieres (Nager), dessen Lunge noch sehr lange nach der Geschlechtsreife weiter zu wachsen vermag, legen die Vermutung nahe, daß die beschriebene beträchtliche Regenerationsleistung der Rattenlunge mit der “Jugendlichkeit” des auch bei den verwendeten älteren Tieren noch wachsenden Organs zusammenhängt.
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7.
Dieser Umstand, sowie die Durchsicht des einschlägigen Schrifttums, insonderheit die den Menschen betreffenden Befunde lassen erkennen, daß sich die Ergebnisse der Tierversuche mit Sicherheit nur auf den jugendlichen Menschen übertragen lassen. Die regenerative Lungenhyperplasie stellt einen Begriff dar, mit dem zum mindesten die Pädiatrie rechnen und arbeiten kann.
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Hilber, H. Über das Wesen der regenerativen Lungenhyperplasie. Z. Anat. Entwickl. Gesch. 112, 488–525 (1943). https://doi.org/10.1007/BF00523342
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