Zusammenfassung
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1.
Die Beobachtung, daß sich beim Menschen der basale Liquorraum von der Cisterna chiasmatis aus längs des Hypophysenstieles in den intrasellären Raum hinein erstreckt, haben schon 1875 Key und Retzius an Injektionspräparaten gemacht. Der wichtige Befund scheint völlig in Vergessenheit geraten zu sein.
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2.
Eigene Injektionsversuche beim erwachsenen Menschen ergaben, daß bei Einfüllen von erstarrenden Harzmassen oder Woodschem Metall ohne Druck vom großen Hinterhauptsloch aus in den Subarachnoidalraum stets eine Füllung des infradiaphragmalen Spaltraumes zwischen der Oberseite der Hypophyse und der Unterseite des Diaphragma sellae erfolgt.
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3.
Eine gleichartige Füllung ist beim Lebenden mit Kontrastöl oder Luft röntgenologisch mehrfach beschrieben.
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4.
Die mikroskopische Untersuchung konnte nachweisen, daß der Liquorraum längs des Hypophysenstieles sich auf die Oberseite der Hypophyse fortsetzt und hier Liquorkammern, leptomeningeales Balkenwerk, Kalkkugeln und “zellige Knötchen” vorhanden sind.
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5.
Auch im Bereiche der seitlichen Regionen und an der Basis des Hypophysenkörpers können in individuell unterschiedlichem Ausmaß inselartig Liquorkammern und Derivate der Arachnoidea nachgewiesen werden.
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6.
Beim menschlichen Embryo wird der Hypophysenkörper nicht von Arachnoidea erreicht.
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7.
Die Hypophysenzisterne kann eine Erklärung für den Entstehungsmechanismus der sog. sekundären Sellaerweiterung bei langanhaltend gesteigertem Schädelinnendruck abgeben.
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Herrn Prof. Dr. Hans Heinrich Berg, Hamburg, zum 70. Geburtstag in Dankbarkeit gewidmet.
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Ferner, H. Die Hypophysenzisterne des Menschen und ihre Beziehung zum Entstehungsmechanismus der sekundären Sellaerweiterung. Z. Anat. Entwickl. Gesch. 121, 407–416 (1960). https://doi.org/10.1007/BF00523319
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