Zusammenfassung
Es werden spezifische (d. h. für einen gleichbleibenden Raum) und angenähert absolute (d. h. für die Gesamtplacenta) Meßwerte von Chorionzotten und ihren Teilen aus histologischen Schnitten der Placenta des Menschen mitgeteilt.
Zur Veranschaulichung der gefundenen Zahlen wird ein Baumusterschema entworfen. Die gemessenen Größen ergeben für das absolute und das allometrische Wachstum des Organs sowie für das normale, harmonische Baumuster einen objektiven Maßstab. Die mitgeteilten Kurven sollen als Richtlinien gelten, um dem Entwicklungszustand einzelner gegebener Placenten objektiv zu beschreiben. Dabei ergeben sich, wie in einer weitern Untersuchung gezeigt werden wird, Einblicke in das Wesen gestört aufgebauter Placenten aus allen Tragzeitabschnitten. Die objektive Beschreibung des Baumusters derartiger Organe ist nunmehr durch eine einfache Aussage über das Vorauseilen oder Zurüchkbleiben in der Differenzierung von Einzelelementen ermöglicht. Mit den Messungen ist damit vornehmlich ein morphologisches Anliegen erfüllt.
Die Ausdehnung der Oberfläche wird mit Verhältnissen der Lungenatmung und der fetalen Kreislaufverhältnisse verglichen. Das Wachstum der P. wird begrenzt durch die anatomischen Verhältnisse im mütterlichen Organismus, bei immer besserer Ausnutzung des gegebenen Raumes ist am Ende der Tragzeit ein Optimum erreicht, welches unter beibehaltung des Baumusters nicht weiter verbessert werden kann.
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Knopp, J. Das Wachstum der Chorionzotten vom II. bis X. Monat. Z. Anat. Entwickl. Gesch. 122, 42–59 (1960). https://doi.org/10.1007/BF00522411
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