Über die Richtung der Farbentransformation

Zusammenfassung

• 1. Die scheinbare Farbe eines Feldes in roter Beleuchtung unterschied sich von der Farbe eines objektiv gleichfarbigen Feldes, das sich auf objektiv-gleichem Hintergrunde, aber in „normaler“ Beleuchtung befand.

• 2. Eine solche Transformation der Farbe eines Feldes erfolgt immer in der Richtung, die der Zumischung der der Beleuchtungsfarbe komplementären Farbe entspricht. Eine solche Erscheinung haben wir bei roter Beleuchtung an violetten, roten, grünen, purpurnen, gelben und blauen Feldern beobachtet.

• 3. Es ist nicht möglich, die oben beschriebene Tatsache auf die Wirkung des Kontrastes oder der farbigen Umstimmung des Auges zurückzuführen.

• 4. Als Erklärung dieser Erscheinungen kann die Voraussetzung dienen, daß die uns als bunte Beleuchtungsfarbe sichtbare Farbe in unserem Sehapparat eine zu dieser Beleuchtungsfarbe komplementäre (also die Beleuchtungsfarbe neutralisierende) Farbe hervorruft, welche sich allen anderen im bunt beleuchteten Räume vorhandenen Körperfarben beimischt.

• 5. Alles oben erwähnte spricht gegen die von E. Kaila vorgeschlagene Theorie der Farbentransformation.

Die Versuche wurden an 6 Versuchspersonen (Frl. Gowsejewa, Frl. Salesskaja, Frl. Karpowzewa, Frl. Odinzowa, Frl. Sokolowa und Herrn Storojenko) im Jahre 1925 im Psycho-Physischen Laboratorium der Staatsakademie für Kunstwissenschaften zu Moskau vorgenommen. Ich halte es für meine Pflicht, hier meinen Dank sowohl allen meinen Versuchspersonen als auch der Verwaltung der Akademie in Person von Herrn Prof. G. Spät und Herrn Prof. W. Exemplarsky auszusprechen.