Pathogenese und nosologische Stellung der Blutschwämme

Zusammenfassung

Die Häufigkeitsverteilung des Entstehungsalters der Blutschwämme, die dabei bestehende unterschiedliche Beteiligung der Geschlechter an sich sowie die geschlechtsspezifischen topographischen Häufigkeitsunterschiede im besonderen und nicht zuletzt die Neigung zur spontanen Rückbildung wird durch eine These erklärt, die aussagt, daß die Blutschwämme—nach Zerfall des ursprünglichen für das Haarmuster maßgeblichen morphogenetischen Feldes—durch nicht ganz zeitgerechte geschlechtsspezifische hormonelle Einwirkungen auf regionale formative Potentiale—etwa im Bereich von Follikeln—entstehen. Als Stütze für diese These ergibt sich, daß der Ausgangswert (Nullpunkt oder Fluchtpunkt) für die logarithmische Häufigkeitsverteilung des Entstehungsalters—nach dem Verfahren von Daeves u. Beckel bestimmt—wahrscheinlich auf den Beginn des 5. Schwangerschaftsmonats fällt. Weitere Argumente leiten sich aus einer Untersuchung über die Bedeutung der allgemeinen Ergebnisse der jüngsten entwicklungsphysiologischen Forschungen für das Verständnis der Vorgänge bei der Haarmusterbildung und aus dem Zusammenhang der topographischen Blutschwammverteilung mit dem cranio-caudalen Gefälle der Ersthaarentwicklung ab. Zum grundsätzlichen Nachweis einer topographisch unterschiedlichen geschlechtsspezifischen Differenzierung des Integuments als Ausdruck der hormonellen Ausprägung eines morphogenetischen Vormusters (Stern) werden außer den entsprechenden Untersuchungen bei den Blutschwämmen selbst zusätzlich die geschlechtscharakteristischen topographischen Häufigkeitsunterschiede beim Lupus vulgaris und beim malignen Melanom dargestellt. Die ebenfalls in gleichem Sinne als Argument in Betracht zu ziehenden geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Häufigkeitsverteilung der elementaren Haaranordnungstypen (einzeln und gruppiert stehende sowie gebündelte Haarfollikel) sind bereits von Oberste-Lehn u. Nobis herausgearbeitet worden.