Zusammenfassung
Bei je einem Kollektiv von 12 Frühgeborenen (durchschnittlich 4 Wochen alt), 12 Säuglingen (durchschnittlich 3 Monate alt) und 10 Schulkindern (durchschnittlich 10 Jahre alt) wurde der Phasenwandel der AGP-Aktivität neben den Schwankungen der Leukocyten nach Injektion einer Salmonellen-Vaccine bestimmt.
Die jüngeren Kinder zeigten einen deutlich verzögerten Abfall und Anstieg der Granulocyten nach der Vaccine-Injektion. In ähnlicher Weise differierte die Reaktion der AGP-Aktivität zwischen den Gruppen. Hier waren es jedoch besonders die Extremwerte, die deutlich geringer ausfielen als bei den Schulkindern. Alle diese Veränderungen zeigten sich bei der Frühgeborenengruppe stärker ausgeprägt als bei den älteren Säuglingen. Lediglich die zeitliche Periodik des Phasenwandels der AGP-Aktivität war praktisch in allen Gruppen gleich.
Nach Diskussion moderner Auffassungen der Leukocytenkinetik wird der Schluß gezogen, daß besonders bei Frühgeborenen in der ersten Lebenszeit, jedoch auch bei jüngeren Säuglingen, die Verschiebungen zwischen den einzelnen Granulocyten-Pools nicht in dem Umfang und mit der Geschwindigkeit ablaufen wie in späteren Altersstufen.
Der Phasenwandel der AGP-Aktivität nach Gabe bakterieller Endotoxine ist eine brauchbare Leukocytenfunktionsprobe, die auch Rückschlüsse auf das Geschehen im Knochenmark erlaubt.
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Plenert, W. Der Phasenwandel der Aktivität der alkalischen Granulocyten-Phosphatase im Kindesalter. Z. Kinder-Heilk. 87, 218–227 (1962). https://doi.org/10.1007/BF00469723
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