Die Harnsteroidausscheidung bei früh- und spätreifenden Jungen im Pubertätsalter unter körperlicher Belastung

Zusammenfassung

Bei 3 frühreifenden, 3 spätreifenden Jungen des Pubertätsalters und bei 2 Jungen der Vorpubertät wurde die 24-Stundenausscheidung der Gesamtcorticoide und 17-Ketosteroide an mehreren Tagen, während deren die Jungen ein bis mehrere Male einem körperlichen oder psychischen „Stress” unterworfen waren, untersucht.

Dabei zeigten die Frühreifenden am „Stress”-Tage einen erheblichen Anstieg der Gesamtcorticoide im Urin, während die Spätreifenden am „Stress”-Tag überwiegend einen nur unwesentlichen Anstieg der Corticoidausscheidung aufwiesen. Die Frage, ob ein Anstieg der Corticoide 1–2 Tage nach dem „Stress” mit diesem in Zusammenhang zu bringen ist, wurde erörtert, ferner die Möglichkeiten der Deutung dieser unterschiedlichen Reaktion. Es wird bei Berücksichtigung der über „Stress” vorliegenden Literatur angenommen, daß es sich um eine konstitutionseigentümliche Reaktionsweise des „Hypophysen-N N R-Systems” bei Frühreifenden handelt, die im selben Sinn zu verstehen sei, wie die von Bennholdt-Thomsen u. Petersen, Schmidt-Voigt u. a. beschriebenen besonderen Reaktionsweisen des Kreislaufs bzw. EKGs bei Frühreifenden bzw. Accelerierten.

Die Höhe der 17-Ketosteroidausscheidung an „Stress”-Tagen wird nicht wesentlich unterschiedlich von der an anderen Tagen gefunden und die Ansicht geäußert, daß bei Bestimmung der 24-Stundenausscheidung der von anderen Autoren beschriebene, bei Untersuchung von Einzelportionen des Urins festgestellte, nur wenige Stunden dauernde Anstieg der 17-Ketosteroide nach „Stress” durch den nachfolgenden Abfall kompensiert worden sei.

Es wird in Übereinstimmung mit Sprechler eine signifikante, hohe Korrelation zwischen durchschnittlicher Gesamtcorticoidausscheidung an Tagen ohne wesentlichen „Stress” oder „Stress”-Nachwirkung und dem Körpergewicht unter Hinzuziehung von entsprechenden Untersuchungen bei 3 bettlägerigen leichtkranken Jungen gefunden.