Zur Bedeutung des informationsverarbeitenden systems für schizophrene erkrankungen, dargestellt am beispiel defizitärer gedächtnisfunktionen

Summary

The occurrance of interference as a basic disturbance in sensory input and information processing in schizophrenic patients is explained both by means of a theoretical model implying a deficit in filtering, as well as describing a time delay in the information processing. Such basic disturbances seem to be at least partly, due to short-term memory processing when it is considering that this kind of storage represents a main function of the information processing system. The results presented here, indicate that schizophrenic patients show disturbances in various memory functions, in relationship to their subjective awareness of these disturbances. Immediate memorizing is a task that is particularly affected here, especially when examined under non-artificial, that is, everyday conditions requiring the simultaneous solving of a variety of tasks and entailing a disruption in attention. Schizophrenics were found to deviate highly significantly from non-schizophrenics regarding their ability to retain short-term material. The main cause for these results is their low resistance towards distraction, and the potential to be disturbed through interference. The question that arises here is: how the main schizophrenic symptom, known as thought disorder, can be explained by the handicap of a short-term memory, and not neglect the possible importance of the correlation with other psychic functions such as attention and concentration. The pathological significance of a malfunctioning memory can be illustrated by the significant correlations seen between immediate memory and the prognosis of the disease schizophrenia. The memory deficiencies found here are relatively stable in the individual; in any case, the social consequences implied by the inability of the brain to process information adequately can be considered grave.

Zusammenfassung

Sowohl im Modell eines Filterdefektes als auch in dem zeitlich verzögerter Informationsverarbeitung wird das Auftreten von Interferenzerscheinungen als Basis schizophrener Störungen der Informationsaufnahme und -verarbeitung erklärt. Prozesse des Kurzzeitgedächtnisses scheinen an der Entstehung solcher grundlegenden Störungen zumindest mitbeteiligt zu sein, bedenkt man, daß die genannte. Speicherinstanz eine zentrale Funktion im informationsverarbeitenden System darstellt.

Die zu berichtenden Untersuchungen führen zu Ergebnissen, die für Schizophrene in Übereinstimmung mit deren Selbstwahrnehmungen zweifelsfrei Störungen verschiedener Gedächtnisfunktionen feststellen lassen. Insbesondere ist das unmittelbare Behalten betroffen, jedenfalls dann, wenn es nicht unter artifiziellen Bedingungen, sondern alltagsangemessen mit Methoden vom Typ einer Mehrfachhandlung geprüft wird,d. h. unter der Erfordernis der simultanen Bewältigung mehrerer Aufgaben bei verteilter Aufmerksamkeit. Eszeigt sich, daß Schizophrene in ihrem kurzfristigen Behalten hochsignifikant von Gesunden abweichen. Als hierfür wesentlich verantwortlich ist ihre herabgesetzte Widerstandsfähigkeit gegenüber Ablenkungen, ihre Störbarkeit durch Interferenz zu werten. Die Frage stellt sich, inwieweit das sehr zentrale schizophrene Symptom, die Denkgestörtheit, sich durch Beeinträchtigungen der Basisfunktion des Kurzzeitgedächtnisses erklärt, wobei auch gefundene Zusammenhänge mit anderen psychischen Funktionen, wie Aufmerksamkeit und Konzentration bedeutsam erscheinen. Die Krankheitsrelevanz gestörter Gedächtnisleistung kommt u. a. in signifikanten Korrelationen der Funktion unmittelbaren Behaltens und Aspekten der Verlaufsprognose der Schizophrenic zum Ausdruck. Möglicherweise sind die gefundenen Defizite im Gedächtnisbereich individuell relativ stabil, jedenfalls sind die sozialen Konsequenzen einer derart beeinträchtigten Informationsverarbeitung als sehr erheblich einzuschätzen.