Zusammenfassung
In einer Untersuchung über die FG-Sterblichkeit in ihrer Beziehung zur Säuglingssterblichkeit in einem deutschen Bundesland (Nordrhein-Westfalen) und an einer Kinderklinik wird im Vergleich mit den aus amerikanischen Staaten mitgeteilten Verhältnissen folgendes festgestellt:
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1.
Die mittlere FG-Häufigkeit liegt an vielen Orten der Erde bei 50–120/1000 Lebendgeborenen, bezogen auf die Jahre 1936–1951.
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2.
Die mittlere FG-Sterblichkeit liegt im gleichen Zeitraum bezogen auf 1000 lebendgeborene FG je nach dem Lebens- und Zivilisations-standard zwischen 170 und 620 Todesfällen.
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3.
Während die Säuglings- und Frühgeburtensterblichkeit in amerikanischen Staaten nahezu linear absinkt und es nur zu einer relativen Zunahme der FG-Todesfälle von 22,1% (1920) über 25,4% (1930), auf 34,4% (1948) kommt, tritt im volkreichsten Bundesland (NRW) kein Absinken der Säuglingssterblichkeit unter den Stand von 1938 ein. Es kommt in NRW zu einem absoluten und relativen Anstieg der FG-Häufigkeit und der FG-Sterblichkeit.
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4.
Die Aufnahmezahlen einer Kinderklinik an Säuglingen und FG zeigen im Verlauf der Jahre 1930–1951 annähernd ein Gleichbleiben der Säuglingsaufnahmen/Jahr um 700–800, aber eine Zunahme der FG-Aufnahmen von 13/Jahr (1908–1913) über 96 (1930) auf 220 im Jahre 1950 und 173 (1951).
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5.
Während in den Jahren 1930–1940 etwa jede siebente Aufnahme im Säuglingsalter auf die Kinderabteilung der Kinderklinik der Medizinischen Akademie eine FG betraf, war in den Jahren 1940–1951 durchschnittlich jede fünfte Aufnahme eine FG, mit einem raschen Anstieg der FG-Aufnahmen ab 1946/47.
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6.
Die Abnahme der Säuglingssterblichkeit zuungunsten der FG-Sterblichkeit wird an der in den Jahren 1930–1951 an einer Kinderklinik, in NRW und in amerikanischen Staaten beo bachteten Entwicklung nachgewiesen und zum großen Teil auf die zunehmende Wirksamkeit der Antibioticis in der Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit zurückgeführt.
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7.
Die durchschnittliche Überlebensrate der von 1930–1940 aufgenommenen FG lag bei 50, diejenige der von 1940–1951 aufgenommenen FG über 60%, so daß zumindest über einen längeren Zeitraum betrachtet ein geringer Erfolg in der Bekämpfung der FG-Sterblichkeit erzielt zu sein scheint.
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8.
Eine weitere wesentliche Senkung der Säuglingssterblichkeit ist nur durch die Intensivierung der Bemühungen zur Senkung der FG-Sterblichkeit möglich.
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Gleiss, J. Beiträge zum Frühgeburtenproblem der Gegenwart. Z. Kinder-Heilk. 72, 466–475 (1953). https://doi.org/10.1007/BF00442791
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