Elektrencephalographische und Liquoruntersuchungen bei unkomplizierten Masern

Zusammenfassung

Bei insgesamt 44 von 70 Kindern (63%) wurden pathologische Hirnstromkurven im Exanthemstadium gefunden. Leichte EEG-Veränderungen hielten nur 1–2 Wochen an, schwere in der Regel länger. Vereinzelt traten Zeichen cerebraler Erregbarkeitssteigerung im Sinne einer latenten Epilepsie auf. Von den 70 untersuchten Masernkindern boten zwei auch klinisch das Bild einer Encephalitis.

Gleichzeitig vorgenommene Liquoruntersuchungen lassen den Schluß zu, daß die unterschiedlich schweren EEG-Abweichungen verschiedenen Stadien einer Encephalitis entsprechen. Der encephalitische Prozeß wird nicht in allen Fällen die neuropathologischen Phasen — Hyperämie, Exsudation, perivasculäre Infiltration und gliöse Wucherungen, schließlich Demyelinisation — bis zu Ende durchlaufen, sondern auf einer dieser Entwicklungsstufen stehenbleiben und zur Rückbildung kommen; noch viel seltener führt er zu klinischen Erscheinungen. Die leichten, kurz anhaltenden EEG-Veränderungen werden hauptsächlich zusammen mit Symptomen des Meningealhydrops beobachtet. Dieser entspricht wahrscheinlich einem Frühstadium der Encephalitis, und zwar der Phase der Exsudation.

Schließlich wird nachgewiesen, daß die Liquorzuckererhöhung ein empfindliches, aber unspezifisches Symptom ist. Sie kann sowohl bei der Encephalitis und dem Meningealhydrops als auch bei Fieber beobachtet werden.

Summary

In 44 of a total of 70 children (=63%) pathological changes of EEG were found during the exanthematous phase of measles. Milde changes continued for only 1–2 weeks, severe ones in most cases for a longer time. Rarely signs of increased cerebral excitation like latent epilepsy occurred.

Simultaneous studies of cerebrospinal fluid led to the conclusion, that the different degrees of EEG changes reflected different stages of encephalitis. The encephalitic process may not go through all neuropathological phases, such as hyperemia, exsudation, perivascular infiltration, fibrocytic reaction and finally demyelinisation, but may rather come to a stand still at one or the other of the mentioned phases, after which it might regress. Only rarely clinical signs occur. The mild EEG changes of short duration were observed in cases with sign of meningeal hydrops. Meningeal hydrops probably an expression of the early stage of encephalitis, more precisely of the exsudative phase.

It ist shown, that the increase in sugar concentration of cerebrospinal fluid is a sensitive but nonspecific sign. It may be observed in encephalitis and meningeal hydrops as well as in febrile states.