Untersuchungen über Vitalspeicherung in Liquoorzellen sowie phasenkontrast- und fluorescenzmikroskopische Beobachtungen über den Zerfall der Liquorzellen

Zusammenfassung

• 1. Bei Versuchen mit Trypanblau, Lithiumcarmin konnte an den Zellen des Liquor cerebrospinalis bei den bakteriellen und abakteriellen Meningitiden im Kindesalter keine Vitalspeicherung nachgewiesen werden.

• 2. Das phasenkontrastmikroskopische Bild der Liquorzellen wird beschrieben und diese Methodik als eine wesentliche Bereicherung der morphologischen Untersuchungsmethoden der unfixierten, ungefärbten Liquorzellen angesehen.

• 3. Die Fluorochromierung der Liquorzellen mit Acridinorange und Auramin ergibt für das erstere Fluorochrom eine weitgehende Übereinstimmung mit den von Strugger an Pflanzenzellen erhobenen Befunden, Aus dem phasenkontrast- und fluorescenzmikroskopischen Bild ist der Lebenszustand der Liquorzelle in der Regel genau zu definieren.

• 4. Die überwiegende Mehrzahl der Liquorzellen bei den aus den verschiedensten Gründen ausgelösten Pleocytosen ist nach den im einzelnen ausgeführten Untersuchungen als lebend zu bezeichnen. Diese Beobachtung ist Veranlassung zu der Annahme, daß die Zellen außerhalb des Subarachnoidalraumes zugrunde gehen.

• 5. Die Lebensdauer der Liquorzellen bei Aufbewahrung im Reagensglas bei Zimmertemperatur ist auf Stunden beschränkt; naturgemäß verzögert Kälte den Auflösungsprozeß deutlich, wogegen Wärme ihn erheblich beschleunigt.

• 6. Die Zerfallsgeschwindigkeit der Liquorzellen ist bei den aus den verschiedensten meningealen Reizzuständen bedingten Pleocytosen gleich; irgendein überzeugender Unterschied war jedenfalls nicht festzustellen.

• 7. Die Auflösung der Liquorzellen erfolgte dann wesentlich langsamer, wenn die Zellen in Tyrodelösung aufgesch wemmt wurden. Diese Beobachtung gestattet, eine toxisch-lytische Wirkung des Liquors anzunehmen. Diese ist wiederum unabhängig von der Art des verwandten Liquors, sondern trifft auch für die Liquores gesunder Kontrollpersonen zu.