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Die Wirkung der anschaulichen Größenunterschiede auf die Bewegungsschwelle bei übereinstimmender Größe der gereizten Netzhaut-Areale

Changes of threshold of continuous visual movement by variation of phenomenal size — with invariant retinal size

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Psychologische Forschung Aims and scope Submit manuscript

Summary

The purpose of the present study is to find if the lower thresholds for moving objects correspond to the retinal or the objective sizes of the moving objects, under conditions of a constant retinal size of the objects with an enlargement of the sizes of the objects proportional to the distances from the observer.

We found that the thresholds corresponded neither to the predicted values from the retinal sizes nor to those from the objective sizes of the stimuli; they were between these two predicted values. It is supposed that they increased in accordance with the increase of apparent sizes of the objects.

Zusammenfassung

Durch eine Reihe von Untersuchungen von Jacobs, Ogasawara, Schnehage und Madlung wurde es klar, daß bei verschiedenen Erscheinungen der Wahrnehmung, für die der räumliche Abstand als Faktor auftritt, nicht der objektive, sondern der „phänomenale“ Abstand in der Wahrnehmung wirksam wird.

Wir untersuchten, ob und wie sich die Reizschwelle der Bewegung verändert bei proportionaler Vergrößerung der Beobachtungsentfernung und des bewegten Objektes, d.h. bei konstant bleibender Größe des Netzhautbildes.

Es wurde ein schwarzes Quadrat auf einem weißen vertikalen Schlitz in der Mitte einer grauen Platte bewegt. Die Seitenlänge des Quadrates und die Breite des Schlitzes waren gleich. Beide wurden proportional zu der wachsenden Entfernung vergrößert. Durch eine Verschlußblende beobachtete die Vp das Bewegungsobjekt 2 sec lang mit dem rechten Auge. Die Schwelle wurde mit der Grenzmethode gemessen.

Drei Hypothesen wurden aufgestellt.

  1. H 1.

    Die Schwelle erhöht sich proportional mit der Vergrößerung der Entfernung, d. h. der Gesichtswinkel der Schwelle bleibt konstant.

  2. H 2.

    Die Schwelle bleibt absolut konstant.

  3. H 3.

    Die Schwelle verändert sich, aber nicht proportional mit der Entfernung.

Nach unseren Ergebnissen treffen die Hypothesen 1 und 2 nicht zu, weil erstens die Gesichtswinkel der Schwelle nicht konstant bleiben, sondern bei Vergrößerung der Entfernung geringer wurden, und zweitens die Schwelle sich bei zunehmender Entfernung vergrößerte.

Es muß also die Hypothese 3 als zutreffend gelten. Das bedeutet: Die anschaulichen Größenunterschiede wirken auch bei übereinstimmender Größe der Reizkonfiguration auf die Bewegungsschwelle. Die Schwelle erhöht sich aber viel weniger, als nach Hypothese 1 zu erwarten: Der Gesichtswinkel der Schwelle verkleinert sich mit wachsendem Beobachtungsabstand. Wir vermuten, daß die Abweichung von der Proportionalität auf einer unvollkommenen, nur angenäherten Größenkonstanz in unseren Versuchen beruht. Es wurde gezeigt, daß eine Tendenz zu einer solchen nicht-proportionalen Beziehung zwischen einer Schwelle und der Vergrößerung des räumlichen Abstandes außer in unserem Versuch und in den Versuchen der oben genannten Autoren auch in einem neueren Versuch von Heemann über die Trennschärfe zu bemerken ist. Danach scheint diese Tendenz zu den durchgehenden Eigenschaften des visuellen Systems zu gehören.

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Diese Untersuchung wurde am Psychologischen Institut der Universität Münster durchgeführt. Ich möchte Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. W. Metzger für die Anregung zu diesen Versuchen und für seine freundliche Unterstützung herzlich danken. Ich danke außerdem der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, als deren Forschungsstipendiatin ich diese Untersuchung durchführen konnte.

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Kano, C. Die Wirkung der anschaulichen Größenunterschiede auf die Bewegungsschwelle bei übereinstimmender Größe der gereizten Netzhaut-Areale. Psychol. Forsch. 33, 242–253 (1970). https://doi.org/10.1007/BF00424666

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