Zusammenfassung
An Hand von 14 Transplantationsversuchen mit autoplastischen Knochenstückchen an erwachsenen Hunden wird der Modus der primären Knochenheilung geprüft. Er besteht in einer direkten Verheilung der Haversschen Systeme von Transplantat und Lager im Bereich des kompakten Knochens. Morphologisch handelt es sich um eine angiogene Knochenregeneration, weil es primär zur Reanostomosierung der Knochencapillaren kommt. Der Umweg über einen bindegewebig oder knorplig präformierten Callus wird bei anatomischer Adaptation vom Organismus nicht beschritten. Aus den regenerativen Leistungen der Knochenheilung ergeben sich Parallelen zur primär angiogenen und zu den sekundären, desmalen und chondralen Knochenbildungen der Fetalzeit. Es unterliegt nach unseren Versuchen allerdings keinem Zweifel, daß die von Periost und Knochenmarkraum ausgehende Knochenneubildung in ihrer Stärke der Regeneration des kompakten Knochens überlegen ist, mag sie auch röntgenkosmetisch weniger ansprechend sein.
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Ecke, H. Histologische Beobachtungen zum Wesen der primären Knochenheilung. Arch orthop Unfall-Chir 56, 475–481 (1964). https://doi.org/10.1007/BF00418769
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