Zusammenfassung
Auf Grund einer Studie an Hand von Röntgenbildern an Patienten mit frischer Epiphysenlösung wurden der Schenkelhalsschaftwinkel und der Antetorsionswinkel auf der kranken und bei sog. einseitigen Fällen auch auf der „gesunden“ Seite gemessen. Diese Messungen ergaben, daß die genannten Winkel bei der Epiphysenlösung im Durchschnitt keine signifikante Abweichung gegenüber Normalwerten aufweisen. Es wird auf die Abhängigkeit der Größe des Schenkelhalsschaftwinkels zur Richtung der Gleitung in der Frontalebene eingegangen. Auf eine Gleitung in sagittaler Richtung hat der Schenkelhalsschaftwinkel keinen Einfluß. Es wird darauf hingewiesen, daß normalerweise der Femurkopf nach dorsal gleitet, da beim Gehen durch die aktive Propulsion des Beckens in der Standphase des betreffenden Beines eine von ventral nach dorsal gerichtete dynamische Kraft auftritt. Es besteht eine Korrelation zwischen der Größe des Antetorsionswinkels und dieser Kraft. Das Ausmaß der Gleitung hängt aber nicht von der Größe dieses Antetorsionswinkels ab. Eine Verschiebung zwischen Femurkopfepiphyse und Schenkelhals tritt schon physiologischerweise auf und hängt mit der physiologischen Varisation und Abnahme der Antetorsion im Wachstumsalter zusammen. Die pathologische Epiphysenlösung ist somit lediglich eine Übersteigerung eines physiologischen Vorganges. Das erste röntgenologische Zeichen einer beginnenden Epiphyseolysis capitis femoris ist die Verkleinerung des sogenannten Epiphysenwinkels, d. h. eine in Abhängigkeit vom Antetorsionswinkel stärkere Neigung der Epiphysenfuge nach dorsal.
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Morscher, E. Zur Pathogenese der Epiphyseolysis capitis femoris. Arch orthop Unfall-Chir 53, 331–343 (1961). https://doi.org/10.1007/BF00418726
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