Über die Osteochondrosis intervertebralis L V/S I als Ursache der Kreuzschmerzen bei Frauen

Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit wird angestrebt, an Hand der Literatur und eigener Untersuchungen einige vermutlich zur Osteochondrosis intervertebralis L V/S I beitragende Momente zu prüfen.

Nach Beschreibung des pathologisch-anatomischen Bildes und des Röntgenbefundes bei Osteochondrosen werden die anatomisch-physiologischen Verhältnisse im Lumbosacralbereich erörtert und die Bedeutung des Lumbosacral- und des Keilformwinkels für das Zustandekommen einer Osteochondrosis intervertebralis L V/S I untersucht und die Resultate dieser Überlegungen mit den sich statistisch ergebenden Werten des an der Universitäts-Frauenklinik Erlangen erhobenen Materials verglichen. Dabei konnte die Ansicht, daß die Osteochondrose eine früher als die Spondylose auftretende Verschleißerscheinung sei, nicht bestätigt werden, da sich bei dem vorliegenden Material ein verstärktes Auftreten der Osteochondrose ebenfalls erst nach dem 50. Lebensjahr ergab. Dagegen darf die Theorie, daß ein abnormer, besonders aber ein verkleinerter Lumbosacralwinkel bei der Entstehung einer Osteochondrose pathogenetisch in Betracht kommt, nach unseren Ergebnissen als wahrscheinlich angesehen werden.

Die vom physikalisch-physiologischen Gesichtspunkt aus gesehen als bestehend zu bezeichnende Konstruktion, daß ein abnormer Keilformwinkel zur Schädigung der 5. Lendenwirbelscheibe und daher zur Entstehung einer Osteochondrosis intervertebralis L V/S I wesentlich beitragen müsse, konnte durch unsere Untersuchungen nicht gestützt und damit auch die Ergebnisse der Arbeit von W.-D. Müller nicht bestätigt werden.