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Zusammenfassung

Die historische Entwicklung der ärztlichen Heilmaßnahmen zur Hüftgelenksreposition bei der typischen angeborenen Verrenkung ist ein interessantes Spiegelbild der gesamten Medizingeschichte und der Orthopädie im besonderen. Schon Hippokrates hat auf Grund recht guter pathologisch-anatomischer Sachkenntnis in seinem bedeutenden Werk Περi αρϑρων εμβολ\(\tilde \eta \)ς — über die Einrichtung der Gelenke — ein ebenso einfaches wie zweckmäßiges Extensionsverfahren am luxierten Bein dargestellt. Nach einer auffallend langen Zeitspanne resignierter Beschränkung auf rein palliative Therapie folgte eine radikal-aktive Ära der operativ-chirurgischen Reposition der kongenitalen Hüftluxation — vor allem repräsentiert durch die „blutige“ Einrenkungsmethode von Hoffa und Lorenz. Erst die klinischen Mißerfolge dieses „heroischen“ Vorgehens mit seiner Möglichkeit eines genauen bioptischen Studiums der weichgewebigen und artikulären Skeletsituation schufen die Grundlage zur Entwicklung der „klassischen“ unblutigen Repositionsmethode, um deren Primat zwischen dem Italiener Paci und Adolf Lorenz eine heftige Kontroverse entstand. Zur stabilen Retention der eingerenkten Luxationshüfte wurden in der Folgezeit sehr verschiedenartige Gipsfixationen und Spreizapparate empfohlen — am bekanntesten die Lorenzprimärstellung, die weniger forcierte Langeposition und das geniale Schedelaufrad. Die moderne Orthopädie hat für die operative Korrektur unblutig nicht zu reponierender Hüftluxationen, etwa beim Vorliegen eines weichgewebigen Interpositums, oder bei unbefriedigendem Behandlungsergebnis eine ganze Reihe chirurgischer „Hilfsoperationen“ — jeweils mit ganz spezieller Indikation — zur Verfügung: Die „blutige Einrenkung“, die „Pfannendachplastik“ bei mangelhafter knöcherner Formsicherung des Acetabulums, die „Femurosteotomie“ bei bestehender Oberschenkeldeformität im Sinne einer Coxa valga oder pathologischer Antetorsion des proximalen Femurendes — schließlich die „Arthroplastik“ mit oder ohne Endoprothese bei schmerzhaft-kontrakten Spätzuständen. Als ultima ratio kann in besonders schweren Fällen ein stabiles beschwerdefreies Standbein durch „Arthrodese“ geschaffen werden. Selbstverständlich werden heute auch sämtliche bewährten sonstigen physikalischen Hilfsmittel und Heilverfahren — aktive und passive Gymnastik, temporäre Gamaschenextension und Apparatentlastung, Massage und Bäderbehandlung — zur Verbesserung von Form und Funktion der Luxationshüften in den großen Kreis therapeutischer Möglichkeiten einbezogen.

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Die Arbeit wurde auf die Initiative und unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Rupprecht Bernbeck, München, verfaßt.

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Englert, R. Zur Entwicklung der Hüftluxationsbehandlung im Laufe der Medizingeschichte. Arch orthop Unfall-Chir 49, 177–190 (1957). https://doi.org/10.1007/BF00415704

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