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Suktorienstudien V.

Die Zwischen Obligat Gebundenen Discophryen Und Ihren Trägern Bestehenden Beziehungen

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Zeitschrift für Morphologie und Ökologie der Tiere Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Unter den S\:u\sBwasserarthropoden sind es (von Askew abgesehen) Coleopteren und Heteropteren, die als Tr\:agertiere obligatorisch vergesellschafteter Discophryen in Frage kommen. Aus diesen beiden Ordnungen wurden 149 Arten, insgesamt 3440 Individuen untersucht. Gyrinidae, Nepidae und Naucoridae scheinen als Tr\:ager obligater Discophryen auszuscheiden. In den Hauptfamilien (Haliplidae, Dytiscidae, Hydraenidae, Hydrophilidae, Corixidae) erwies sich etwa die H\:alfte der \:uberpr\:uften Arten als Tr\:ager. Die f\:ur die Wirtsarten ermittelten Befallsprozente liegen zwischen 20 und 30%.

  2. 2.

    Die obligat symphorionte Vergesellschaftung mit dem Tr\:ager scheint durch das Zusammenspiel einer Reihe besiedlungslenkender Faktoren erm\:oglicht.

    Als einem solchen muß der Lebensweise des Wirtes eine gewisse übergeordnete Bedeutung zuerkannt werden. Für peritriche Ciliaten erwies sich als eine der bedeutsamsten diesbezüglichen Wirkungen die Eigenbewegung des Wirtes (Nenninger). Auch die Discophryen zeigen eine ähnliche Bewegungsempfindlichkeit, ihr Artenschwerpunkt liegt jedoch im Gegensatz zu den Opercularien und Orbopercularien (Lust) auf den durch langsame Fortbewegung charakterisierten Familien der Hydraeniden, Hydrophiliden und Dryopiden. Chemische Wirkungen des Wirtstieres spielen sicher eine nicht unwesentliche Rolle im Besiedlungsgeschehen. Möglicherweise wird der Schwärmer durch den Bewegungsmodus des Trägges erst in den Bereich der fur jenen spezifischen chemotaktisch wirksamen Stoffe geführt. Oberflächenstrukturen und lokalste Strömungen dürften dann für die endgültige Lokalisation am Träger ausschlaggebend sein.

  3. 3.

    Unter den Coleopteren besitzen die beiden durch Lebensweise und Eigenbewegung au\sBerordentlich voneinander verschiedenen Gruppen der Dytiscoideen und Hydrophiliden (plus Hydraeniden und Dryopiden) keine gemeinsamen Discophrya-Symphorionten. Auch die Heteropteren verf\:ugen (von einer Ausnahme abgesehen) \:uber ihre eigenen obligat vergesellschafteten Arten.

    In den Familien der Hydrophiliden, Hydraeniden und Dryopiden bestehen die engsten Trägerbindungen. Artspezifische Discophryen bleiben den Hydrophiliden und Aphelochirus vorbehalten. Auch unter den gattungsgebundenen Arten findet sich nur ein einziger Dytisciden-Symphoriont.

    Die biologische Gruppeneinteilung Nenningers erweist sich in dem hier in Frage kommenden Bereich engerer Trägerbindung als unzureichend. In einer Tabelle erfahren die einzelnen Discophrya-Arten eine Ordnung nach dem. Grade ihrer Trägerbindung.

  4. 4.

    Auch die Lokalisation am Tr\:ager kann einer mehr oder weniger weitgehenden Spezialisierung unterworfen sein (K\:orperteilspezifitat).

    Die einzelnen Discophryen werden in einer Übersicht in Gruppen annäheind gleichen Spezialisationsgrades 'zusammengeschlossen. Auch in dieser die Körperteilspezifität betreffenden Reihe, bilden die an Hydrophiliden lebenden Arten die Spitzengruppe. Damit sind bei einigen jener Symphorionten engste Trägerbindung und ausgesprochene Körperteilspezifität („Besiedlung eines Körperteils an einer bestimmten Stelle” oder „Besiedlung eines Korperteils”) miteinander verknüpft. D. stammeri, eine den Femur-Tibiagelenken benachbarte Position an ihrem Wirt wählend, darf als die spezialisierteste Art unserer Gattung bezeichnet werden.

  5. 5.

    F\:ur alle geh\:auselosen tr\:agergebundenen Discophryen ist eine solide Verbindung zwischen Zellk\:orper und Stiel charakteristisch, die in einer Tendenz zu proximaler Stielerweiterung ihren Ausdruck findet. Die Ausbildung becherartiger Stielerweiterungen bei D. elongata var. scyphostyla scheint darauf hinzuweisen, da\sB selbst fakultativer Symphorismus auf die Gestaltung des Fixationsorgans nicht ohne Einflu\sB bleibt. \l"Typische\r" Geh\:ause treten sowohl im symphorionten als auch im unspezifischen Bereich der Gattung auf. Die zwischen nackten und beschalten Arten vermittelnden \l"Halbgehduse\r"-Formen sind alle an kriechende Tr\:ager (Hydrophilidee, Dryopidae, Aphelochirus) gebunden.

Bei der Kopf and Beine ihres Wirtes besetzenden D. hydrochi kommt es bei einer bestimmten Lokalisation (Nähe des Femur-Tibiagelenkes) zur Ausbildung eines atypischen Gehäuses. Diese Umgestaltung wird als Anpassung an besondere mikroökologische Bedingungen aufgefaßt.

Starke mechanische Wirkungen (Strömung) führen allgemein zu einer Verbreiterung des Stieles. im Elytrenbereich wird einer breiten Form des Zellkörpers (B > L) der Vorzug gegeben. D. cybistri vermag mittels ihrer Myoneme die Körperform an die Gegebenheiten des jeweiligen Substrates anzupassen.

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Matthes, D. Suktorienstudien V.. Z. Morph. u. Okol. Tiere 42, 307–332 (1953). https://doi.org/10.1007/BF00412997

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