Zusammenfassung
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1.
Eine kritische Durchsicht der bisher in der Literatur niedergelegten und zum größten Teil von Eberhardt und Steiner herangezogenen Befunde über das Schmarotzen der Sarcophaga-Arten in Insekten läßt erkennen, daß dieselben vor allem wegen Fehlens einwandfreier Bestimmungen höchst unsicher sind. Nach Aussonderung der zweifelhaften Fälle bleiben als wirkliche Insektenparasiten nur die bekannten Nonnenschmarotzer S. schützei, S. uliginosa und S. tuberosa übrig, wobei es scheint, als ob in der Regel von diesen nur kranke oder bereits verjauchte Raupen befallen werden.
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2.
S. carnaria, über deren Larvenentwicklung die in der Literatur niedergelegten Daten nur äußerst dürftig und wahrseheinlich zum Teil falsch sind, dürfte nach unseren geschilderten Versuchen und Befunden nicht nur, wie Eberhardt und Steiner meinen, fakultativer, sondern vielmehr obligatorischer Regenwurmparasit sein. Das Verhalten der graviden Weibchen ist unbedingt das eines echten Schmarotzers. Diese Befunde gelten ebenso für S. carnaria ssp. vulgaris.
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3.
Die Larven von S. carnaria sind im Gegensatz zu den Eberhardt und Steinerschen Angaben nicht auf das Clitellum zum Eindringen in den Wurm angewiesen, sie sind auch fähig, den unverletzten clitellumlosen Wurm zu befallen.
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4.
Die von Eberhardt und Steiner entwickelte Theorie über das Zustandekommen des ihrer Meinung nach nur fakultativen Parasitismus von S. carnaria im Larvenstadium dürfte infolgedessen vielleicht zu revidieren sein.
Literatur
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Kirchberg, E. Zurlarvennahrung einiger heimischer Sarcophaga-arten, insbesondere zur frage, ob S. Carnaria L. als obligatorischer regenwurmparasit anzusehen sei (diptera, tachinidae). Z. Morph. u. Okol. Tiere 43, 99–112 (1954). https://doi.org/10.1007/BF00412845
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