Zusammenfassung
Entzieht man Hefezellen durch hypertonische Maltoselösung osmotisch Wasser, so nimmt die Entfärbungsgeschwindigkeit für Methylenblau mit steigendem osmotischen Druck linear ab. Eine Abnahme der Entfärbungszeit tritt auch bei Alterung der Zellen sowie bei Adaptation an höhere Waschstumstemperaturen ein. Hefezellen, deren Plasma-Membranen vorher durch Ausfrieren in CO2-Schnee oder Zermahlen zerstört worden waren, zeigen in Wasser und verschieden starken Maltoselösungen gleiche, wenn auch insgesamt verzögerte Entfärbungszeiten. Auch die durch die Züchtungstemperatur und das verschiedene Alter bedingten Unterschiede in den Dehydraseaktivitäten vermindern sich durch das Ausfrieren. Die CO2-Bildung, die sich auch bei Anpassung an verschiedene Temperaturen nicht ändert, wird dagegen erst bei sehr hohen osmotischen Drucken verzögert.
Durch den osmotischen Wasserentzug werden die Gesamtzellen sowie einzelne Enzyme (Dehydrasen, Katalase) hitzeresistenter. Diese Resistenzänderungen sind reversibel. Durch Ausfrieren nimmt die Hitzeresistenz der Enzyme ab. Resistenzunterschiede verschieden alter Zellen bleiben auch nach dem Ausfrieren erkennbar. Die wasserbindenden Kräfte des Plasmas nehmen mit dem Alter der Zellen zu. Diese Beobachtungen sprechen für die Theorie, daß der Wassergehalt der Zellen für die genannten Regulationen verantwortlich gemacht werden kann, wobei für die Leistungsadaptation der lösende Raum und für die Resistenzadaptation das freie und das gebundene Wasser maßgebend sind.
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Christophersen, J., Precht, H. Untersuchungen über die Bedeutung des Wassergehaltes von Hefezellen für Temperaturanpassungen. Archiv. Mikrobiol. 18, 32–48 (1952). https://doi.org/10.1007/BF00409469
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