Zusammenfassung der Ergebnisse
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1.
Der Kokon von Cemiostoma susinella L. besteht aus 3 Schichten (dem H-förmigen Dachgespinst, dem breitellipsioden Außenkokon, dem gerstenkornförmigen Innenkokon), die durch 2 senkrecht aufeinander stehende Symmetrieebenen in 4 deckungsgleiche Teilstücke zerlegt werden können. Die Raupe führt entsprechend den 4 Teilstücken in 4 verschiedenen Stellungen die gleichen, für jede Spinnphase charakteristischen (ausführlich beschriebenen) Spinnbewegungen aus. Kein Teilstück wird in einem Arbeitsgang sondern stets erst nach häufigen Stellungswechseln, die in streng gesetzmäßiger Weise aufeinander folgen, vollendet.
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2.
Der Kokonbauinstinkt von C. susinella ist nach Beendigung der Spinntätigkeit abgeklungen und nicht erneut auslösbar. Die Raupe „kann” aber, aus einem nicht fertiggestellten Kokon herausgenommen, ein neues 2. Puppengespinst (geringere Fadendichte!) mit allen seinen Einzelteilen bauen.
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3.
Die verpuppungsreife Larve meidet direktes Sonnenlicht and „sucht” schattige (Blattunterseite) bzw. dunkle (Experiment) Stellen auf.
Die Bodenfläche (Blattunterseite oder im Experiment die Glaswand) muß in einem bestimmten Grade in einer Ebene gekrümmt sein. Ebene Flächen werden nicht besponnen, kugelige Fläehen werden gemieden. Zwischen dem Krümmungsradius der Bodenfläche und der Länge des Dachgespinstes bestehen feste Beziehungen. Bei sehr kleinen Krümmungsradien orientiert sick die Larve schräg zur Krümmungsebene. Mit Hilfe einer „Krnmmungsorgel” wurde das „Krümmungsoptimum” der C. susinella-Larve bestimmt.
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Herrn Prof. Dr. W. von Buddenbrock zum 75. Geburtstag gewidmet.
Der Deutschen Forschungsgemeinschaft danke ich für die finanzielle Unterstützung bei dieser Arbeit; Herrn Prof. Dr. F. Schaller-Braunschweig möchte ich für sein stetes Interesse und für wertvolle Hinweise meinen aufrichtigen Dank sagen.
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Funke, W. Der kokonbau von cemiostoma susinella HS. (Cemiostomidae, lepidoptera). Z. Morph. u. Okol. Tiere 48, 147–168 (1959). https://doi.org/10.1007/BF00407838
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