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Körperkonstitution und Berufseinmündung unter besonderer Berücksichtigung der Steinkohlenbergleute

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Internationales Archiv für Gewerbepathologie und Gewerbehygiene Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die statistischen Erhebungen an 2691 Jungen im Arbeitsamtbezirk Saarbrücken, die zur Volksschulentlassung anstanden, ergaben für die Entlassungsjahrgänge 1959–1961 signifikante Konstitutionsunters chiede zwischen den Berufsgruppen, in welche diese Jungen einmündeten. Es wurden nämlich Unterschiede der durchschnittlichen Körperlänge und des Körpergewichts und die bevorzugte Einmündung der Minderbegabten in die gleichzeitig auch körperlich am schlechtesten ausgewiesenen Berufskollektive aufgezeigt. Entgegen der allgemeinen Ansicht gibt es körperliche Schwächlingsberufe auch im Bereich der Schwerindustrie und hier gerade an Arbeitsplätzen mit hohen Anforderungen an die körperliche Leistungsfähigkeit. Deshalb kann man aus dem gehäuften Vorkommen von bestimmten Erkrankungen bei gewissen Berufsgruppen. allein noch nicht auf einen Kausalzusammenhang mit der Berufsausübung schließen, sondern es ist von vornherein mit einer unterschiedlichen Verteilung von (mehr oder minder) anlagemäßig bedingten Erkrankungen bei den verschiedenen Berufsgruppen zu rechnen. Bei vergleichenden Untersuchungen zwischen verschiedenen Berufsgruppen ist ferner zu fordern, daß die Kollektive wegen der konstitutionellen Differenzierung genau definiert werden. Schließlich muß bei Heranziehung eines sog. normalen Grundkollektivs zu vergleichenden Untersuchungen dieses Grundkollektiv in seiner beruflichen Zusammensetzung ebenfalls genau definiert werden; die Bezeichnung des Grundkollektivs mit „x gesunde Arbeiter” oder „y Hüttenarbeiter” genügt nach unseren Feststellungen nicht.

An einem zweiten Kollektiv von 937 Berglehrlingen einer saarländischen Kohlengrube wurde statistisch nachgewiesen, daß die konstitutionelle Zusammensetzung einer Berufsgruppe im Laufe der Jahre sich ändern kann. Dies dürfte von verschiedenen Umständen wie säkularer Accelerans, Arbeitsmarktlage, sozialem Ansehen des Berufes, Stärke der Geburtsjahrgänge und anderem mehr abhängen. Die grundsätzliche Unterschiedlichkeit gleichzeitig gebildeter verschiedener Berufsgruppen wird durch diese Feststellung aber sicher nicht berührt.

Für die künftige Zusammensetzung eines Berufskollektivs ist schließlich wichtig, wie sich der Konstitutionszustand der Berufsanfänger in den für die Entwicklung so bedeutsamen ersten 3 Jahren nach der Schulentlassung verhält. An Hand des Kollektivs von 937 Berglehrlingen ergab sich diesbezüglich der Nachweis eines gegenüber der Normalverteilung etwas über Erwarten großen Kontingentes von Übergewichtigen und auch von Untergewichtigen. In Übereinstimmung mit britischen Untersuchungen zeigte sich unter der Gruppe der besonders Kräftigen eine sehr hohe Abkehrquote vom Bergbau. Schließlich wurde untersucht, ob die signifikant Untergewichtigen unseres Berglehrlingskollektivs überwiegend sog. Spätentwickler oder echte Kümmerlinge sind. Diese Frage wurde im letzteren Sinne ausgewiesen. Über die praktischen Konsequenzen für den Bergbau werden wir uns an anderer Stelle äußern.

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Diese Untersuchungen wurden mit Unterstützung des Bundesarbeitsministeriums und der Hohen Behörde für Kohle und Stahl durchgeführt.

Herrn Prof. Dr. med., Dr. med h. c., Dr. med. h. c. E. W. BAADER zum 70. Geburtstag gewidmet.

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Beckenkamp, H., Zeyer, H.G. Körperkonstitution und Berufseinmündung unter besonderer Berücksichtigung der Steinkohlenbergleute. Int. Arch. Gewerbepath. Gewerbehyg. 19, 184–196 (1962). https://doi.org/10.1007/BF00398111

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