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Zusammenfassung

  1. 1.

    Die Hülsenkapillaren der Milz von Fischen, Amphibien, Vögeln und Säugern einschließlich Mensch — bei einer Reihe von Reptilien wurden keine Hülsenkapillaren beobachtet — weisen übereinstimmend folgenden Bau auf: unter dem Kapillarendothel liegt eine Schicht abgerundeter oder polygonaler Zellen, die als Hülsenzellen bezeichnet werden. Das Cytoplasma der Hülsenzellen, besonders der Selachier- und Teleostiermilz, zeigt ein sehr unterschiedliches Aussehen. Es kann zart granuliert, fast frei von Einschlüssen sein, in anderen Fällen zeichnet es sich durch den Besitz verschieden färbbarer feinerer bis grober, in Vakuolen liegender Einschlüsse und Pigmentkörnchen aus. Die Hülsenzellen werden von Retikulinfäserschen umgeben bzw. liegen innerhalb von Kämmerchen, welche durch das Faserretikulum, insbesondere seine membranartig ver breiterten Abschnitte (Lophius) gebildet werden. Zwischen den Hülsenzellen sind Erythrocyten und ihre Fragmente anzutreffen.

    Zwischen den Retikulum- und Hülsenzellen, deren Kerne bezüglich Größe und Struktur einander weitgehend ähneln, bestehen fließende Übergänge. Die Hülsenzellen sind als modifizierte Retikulumzellen anzusprechen, die sich schalenartig um das Endothelrohr arterieller Kapillaren gruppieren. Die von Imai (1940) vorgeschlagene Unterscheidung zweier Zellarten der Hülsen, nämlich der peripher gelegenen „Hülsenspindelzellen“ und der „großen Hülsenrundzellen“ ist überflüssig, da ihr lediglich verschiedene Zustandsbilder ein- und derselben Zellform zugrunde liegen.

  2. 2.

    Die Hülsenkapillaren von Teleostiern und Selachiern münden in Retikulumröhrchen, wie sie auch in der Milz höherer Wirbeltiere nachzuweisen sind (vgl. hierzu Blechschmidt 1938, Koboth 1939, Dünzen 1939). An den Hülsen der Selachiermilz läßt sich außerdem eine Passage der Blutzellen durch feine, die Hülsenwand unmittelbar seitlich durchsetzende Kanäle feststellen, welche mit den Sinus kommunizieren.

    Die Mehrzahl der Hülsen nimmt einen senkrecht zur Milzkapsel, d. h. zur dehnbaren Organoberfläche gerichteten Verlauf.

  3. 3.

    Die von Watzka (1937) geäußerte Meinung, die Hülsenkapillaren seien Drosselvorrichtungen nach Art mit epitheloiden Muskelzellen ausgestatteter Arterienabschnitte, dürfte — wie überhaupt jede rein mechanische Theorie der Hülsenfunktion (z. B. Riedel) — den Tatsachen nicht gerecht werden. Es ist einmal nicht anzunehmen, dass für die mechanische Regulierung des Blutstromes innerhalb der Milz eine zahlen- und mengenmäßig derart entwickelte Vorrichtung vonnöten ist, wie die Hülsenkapillaren in der Milz besonders der Fische sie darstellen. Die Tatsache, daß mehrere Kapillaren von einer gemeinsamen Hülse umgeben sein können (Cypselus), läßt sich gleichfalls mit der Vorstellung ihrer mechanisch-regulatorischen Aufgabe schlecht vereinbaren. Die Hülsenzellen verkörpern überdies nicht die aus epitheloiden Zellen bestehende Fortsetzung der Media der Arterien, sondern umgewandelte Retikulumzellen, die sich dem Endothel — nach Verlust der Media — anlagern. Die Verschiedenheit von Hülsenzellen und epitheloiden Elmenten wird u. a. durch die Tatsache unterstrichen, daß die Menge des Hülsengewebes erheblichen funktionellen Schwankungen unterliegt (vgl. z. B. Imai, Hungerversuche), während die epitheloiden Zellen zu den konstanten Bestandteilen der Gefäßwand zählen. Die Fähigkeit der Speicherung und Phagocytose, die verschiedentlich auch experimentell nachgewiesen werden konnte (Solnitzky, Dustin, Imai u. a.), läßt sich gleichfalls mit der Vorstellung einer rein mechanischen Aufgabe der Hülsen nicht in Einklang bringen.

  4. 4.

    Zwischen den Hülsenzellen sind häufig — von der Lumen-oder Pulpaseite her eingedrungene — in Degeneration begriffene Erythrocyten und ihre Fragmente anzutreffen, an deren Abbau sich die peripher gelegenen Hülsenzellen beteiligen (Lophius). Die teilweise außerordentlich massiven Ablagerungen verschieden färbbarer und verschieden großer Partikelchen im Cytoplasma der Hülsenzellen dürften Zelltrümmer darstellen. Es liegt nahe, den Hülsenzellen mit Dustin jr. beim Abbau der Blutes, insbesondere der Erythrocyten, eine wichtige Bolle zuzuschreiben. Diese Vorstellung läßt sich mit dem Nachweise von Eisen im Hülsengewebe (v. Herrath, Dustin) in Einklang bringen. Die Hülsen stellen offenbar, wie schon Solnitzky (1937) hervorhob, einen besonders aktiven Anteil des retikuloendothelialen Systems dar.

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Schrifttum

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Bargmann., W. Zur Kenntnis der Hülsenkapillaren der Milz. Z.Zellforsch 31, 630–647 (1941). https://doi.org/10.1007/BF00395454

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