Zur klinik und pathologischen anatomie der tumorförmigen talkum-staublunge

Zusammenfassung

Es wird über einen Fall schwerster tumorförmiger Talkum-Staublunge nach 18jähriger Talkstaubexposition in einer Gummifabrik berichtet, der klinisch über viele Jahre in seinem Verlauf beobachtet und pathologisch-anatomisch eingehend untersucht wurde. Die pathologischanatomischen Befunde wurden durch mineralogische, chemische und Röntgenfeinstrukturuntersuchungen des aus der Lunge gewonnenen Staubes und durch elektronenmikroskopische Untersuchungen der aus Gewebsschnitten isolierten Talkose-Körperchen ergänzt.

Die Ursache der fibrogenen Potenz des Staubes ist in der beim Talk in erheblicher Menge in Lösung gehenden Kieselsaure zu erblicken, wobei die Menge der in Lösung gehenden Kieselsäure das Ausmaß der Lungenverschwielung bestimmt.

Die von manchen Autoren vertretene Ansicht, daß these Kieselsäure in erster Linie den oft im Talk enthaltenen Verunreinigungen in Form von Quarz oder Asbest entstamme, ist nicht bewiesen. Der von uns durchuntersuchte Fall spricht dafür, daß auch aus dem Talk selbst große Mengen von Kieselsaure in Lösung gehen können, so daß die für die Pathogenese der Talkum-Staublunge als Hilfshypothesen in Anspruch genommenen Verunreinigungen an Gewicht verlieren.

Trotz fraglos sich abspielender Speicherungsvorgänge des Talkstaubes in der Lunge ist die Talkum-Staublunge aber nicht als Speicherungskrankheit anzu.sehen, wie dies besonders Von Winkler postuliert wurde.