Zusammenfassung
Nach einem Überblick über die Literatur bezüglich der CO-Intoxikationen auf dem Gebiete der Oto-Rhinologie wird auf Grund der nach 50 Verdachtsmeldungen in unserem Institut bearbeiteten Gutachten auf die berufliche Zusammensetzung und Symptomatik eingegangen. Wegen der Vielseitigkeit der Symptome empfiehlt rich grundsätzlich die Hauptbegutachtung durch den Internisten.
Das audiologische Bild der akuten CO-Vergiftung, bezogen auf den Zeitpunkt der Begutachtung, war uncharakteristisch, was auch für die vestibuläre Symptomatik gilt. Bei der chronischen CO-Vergiftung zeigt sick in zwölf Fällen ein zu den höheren Frequenzen langsam zunehmender Hörverlust. Neben einem pancochleären Typ fand rich auch ein mediocochleärer Typ.
Nach Fortfall der Exposition ist eine gewisse Progredienz nicht zu leugnen oder es addieren sich altersphysiologische Hörminderung und vorangegangene CO-Schädigung. Neben überwiegend retrolabyrinthären Schädigungen wurden in 13% Schädigungen des Cortischen Organs gefunden. Von den Vestibularerscheinungen sprechen Tonusdifferenzen und pathologische Nystagmusformen im Sinne einer zentralen Schädigung. Der Anteil der kompletten Anosmie Bowie der Prozentsatz mit Beschwerden trat bei den Anerkennungen deutlich hervor. Unter den subjektiven Beschwerden sind Schwindel und Kopfschmerzen als Kardinalsymptom zu nennen. Der aus der CO-Exposition resultierende Körperschaden lag mit Ausnahme eines Falles unter 20 %.
Die kurze Analyse zeigt, daß die otologisch-vestibuläre und olfactorische Untersuchung bei entsprechender kritischer Würdigung von Altersfaktoren und vorausgegangener Lärmexposition wesentliche Hilfe bei der Diagnose chronischer CO-Vergiftungen leistet und deshalb, insbesondere bei der Erstbegutachtung, stets in das diagnostische Spektrum einbezogen werden sollte.
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Zenk, H. CO-intoxikationen in der otologisch-arbeitsmedizinischen Gutachterpraxis. Int. Arch. Gewerbepath. Gewerbehyg. 20, 432–442 (1964). https://doi.org/10.1007/BF00389862
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