Zusammenfassung
An Hand von Mazerationspräparaten wird der Papillarkörper des äußeren Genitale, der Vagina, des Perineum und der Analregion in Verbindung mit den Hautanhangsgebilden beschrieben.
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1.
Am Labius maius ist ein regelmäßiges epidermales Leistennetz aus wulstigen Epidermisleisten ausgebildet, das durch die Zuordnung zu den zahlreichen Hautanhangsorganen einen formenreichen, ornamentalen Charakter erhält, durch den es leicht gegen die Haut der Schenkelbeuge abzugrenzen ist. An der Innenseite der Schamlippen werden vor dem Übergang in die Labia minora eigenartige Drüsenausführungsgänge beobachtet, die den in den Haarbalg mündenden apokrinen Drüsengängen gleichen.
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2.
Das Corium des Praeputium bildet an dessen Außenseite Bindegewebsstöcke, an der Innenseite auf den Sulcus coronarius zulaufende Leisten, von denen paarweise Papillen abgehen.
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3.
Die Glans clitoridis zeigt einen auf die Glansspitze zu gerichteten Leistenverlauf mit doppelreihig angeordneten Bindegewebspapillen.
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4.
Der Papillarkörper des Labium minus bildet große Bindegewebsstöcke. Eine Vielzahl von Talgdrüsen bezeichnet die Basis der Außen- und Innenseite des Labium minus. Im Alter atrophiert der Papillarkörper bis auf die paraurethrale Partie.
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5.
Das Vestibulum stellt die Übergangszone in die echte Schleimhaut der Vagina dar.
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6.
Die Vagina wird auf Grund der regionalen Unterschiede in 3 Zonen eingeteilt. Zone 1: Schleimhautgruben, Leistenbündel, Leistenwirbel, palmettenartige Motive. Zone 2: Columnae rugarum. Zone 3: Reihen hintereinanderliegender fadenförmiger Bindegewebspapillen, die eine bestimmte Verlaufsrichtung bezeichnen. An der Vorderwand der Vagina werden strahlige Mulden beobachtet.
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7.
Der Damm weist geschlängelte Epidermisleisten parallel zur Medianlinie auf, die sich seitlich in ein Leistennetz umordnen.
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8.
Am Anus bildet der Papillarkörper Längsleisten. Es werden nach der Formation des Papillarkörpers wie auch nach der Verteilung der Anhangsorgane 3 Zonen unterschieden: Zona cutanea — Haarzone; Zona intermedia — Talgdrüsenzone; Zona columnaris — Proktodäaldrüsenzone.
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9.
Verteilung und Ausbildung der Haare, Talgdrüsen und apokrinen Drüsen der Genito-Analregion zeigen eine Zuordnung zu den topographischen Gegebenheiten.
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10.
Die verhornten Hautgebiete des Genitale und des Anus zeigen auf den Graten der Epidermisleisten eine starke Pigmentierung, während die Furchen fast pigmentfrei erscheinen.
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11.
Altersveränderungen an den großen und kleinen Schamlippen werden beschrieben.
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Arbeit unter Anleitung von Prof. Dr. E. Horstmann.
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Buttge, U. Die Morphologie der Grenzfläche zwischen Epithel und Bindegewebe der weiblichen Genital- und Analregion sowie der Vagina. Z.Zellforsch 50, 598–631 (1959). https://doi.org/10.1007/BF00381674
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