Zusammenfassung
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1.
Der Thymus des Menschen, der Säuger und Sauropsiden wird von einem Gitterfasergerüst durchsetzt, das sich zwischen den Wandungen der Gefäße und der die Rindenoberfläche überziehenden argyrophilen Grenzmembran ausspannt. Die mengenmäßige Entwicklung des Fibrillennetzes hängt, wie besonders der Vergleich verschieden stark vaskularisierter Thymen zeigt, von der Stärke der Gefäßversorgung des Thymus ab. Bei allen untersuchten Arten ist die Markregion und das größere Gefäße beherbergende Gebiet der Mark-Rindengrenze besonders fibrillenreich, während die Rinde sich durch ein sehr weitmaschiges Netz auszeichnet. Die Gitterfasern des fetalen Thymus lassen keine Beziehungen zu mesodermalen Retikulumzellen erkennen. Somit muß die Angabe vonPlenk als nicht allgemein zutreffend bezeichnet werden, nach der das faserige Retikulum die Anwesenheit retikulären Bindegewebes verrät und diejenige von Thymusgewebe ausschließt. Die Frage bleibt offen, wie man sich das Einwachsen argyrophiler Fibrillen in das Innere des fetalen Thymus von dem perithymischen Bindegewebe und vom interlobulären Bindegewebe aus vorzustellen hat. Anders sind die Verhältnisse im sich rückbildenden Thymus. Dort kommt es unter Aufsplitterung der oberflächlichen Gitterfaserhülle zu einem Einbruch retikulären Gewebes in das Thymusparenchym und damit zu einem Eindringen der Gitterfasernetze in Rinden- und Markzone. Dieses retikuläre Bindegewebe ist als Vorläufer des perithymischen Fettgewebes zu betrachten. DieHassallschen Körperchen und myoiden Zellen werden weder von argyrophilen Fibrillen umschichtet, noch von ihnen durchsetzt.
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2.
Die AngabenDanelons über das Vorhandensein argyrophiler Fibrillen epithelialer, d. h. entodermaler Herkunft im Thymus konnte ich weder durch Untersuchung fetaler Thymen bestätigen noch mit den Beziehungen der Gitterfasern zu den Thymuscysten (Ratte) in Einklang bringen. Besäße entodermales Zellmaterial die Fähigkeit zur Bildung argyrophiler Fibrillen, so müßte das Vorhandensein einer fibrillären Hülle um die Thymuscysten herum erwartet werden. Die Wandungen dieser Cysten werden indessen nur soweit von einer argyrophilen Basal-membran umlagert, als sie mit Bindegewebe in Berührung kommen. Die nur mit entodermalem Zellmaterial verbundenen Wandabschnitte der Cysten lassen dagegen keine fibrilläre Hülle erkennen.
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3.
Die argyrophilen Fibrillen bilden im Thymus vonCoronella undTropidonotus eigenartige, den Gefäßwänden unmittelbar angeschlossene Gitter, in deren Maschen helle, mitunter zart granulierte epitheloide Zellelemente eingelassen sind. Dieselben perivaskulären Zellscheiden wurden vonPerri für den Thymus vonVipera aspis beschrieben, ihre Elemente als hormonproduzierende Epithelzellen aufgefaßt. GegenüberPerri halte ich es für gerechtfertigt, diese Zellhülsen als Mäntelepitheloider Muskelzellen zu betrachten. Bei der sehr weitgehenden Übereinstimmung des Bauplanes der Wirbeltierthymen wäre es übrigens nicht zu verstehen, weshalb nur bei den Schlangen solche Spezialeinrichtungen zur „Hormon“ bildung vorhanden sein sollten.
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Arbeit unter Leitung von Dozent Dr. med. habil.W. Bargmann, z. Zt. bei der Wehrmacht.
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Teichmann, W. Über die Gitterfasern des Thymus. Z. f. Zellforschung 30, 689–701 (1940). https://doi.org/10.1007/BF00377276
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