Zusammenfassung
Es wurde der Verlauf der interterritorialen kollagenen Fibrillenzüge in verschiedenen Knorpeln des erwachsenen Menschen, einiger Säugetiere (Pferd, Rind, Hund, Kaninchen) und eines Haifisches mittels des Polarisationsmikroskopes untersucht.
Alle untersuchten Knorpel zeigen das gleiche Konstruktionsprinzip: zwei Systeme von S-förmigen Fibrillenzügen (vgl. Schema Abb. 1b, S. 282 und Abb. 4a, S. 288), welche, sich unter einem Winkel von durchschnittlich 30–45° kreuzend, den Knorpel auf Quer- und Längsschnitten schräg durchziehen und beiderseits in das Perichondrium einbiegen.
Dieses Verhalten entspricht demjenigen, welches zuerst von H. Bormuth für verschiedene Selachierknorpel beschrieben worden ist. Im übrigen werden die Ansichten verschiedener Autoren über den funktionellen Bau des Knorpels diskutiert, und besonders wird auf die Arbeiten von A. Benninghoff eingetreten.
Das architektonische Prinzip mit den schräg verlaufenden, sich überkreuzenden Fibrillensystemen ist vielseitiger als das ältere Schema mit den senkrecht zur Oberfläche angeordneten Fibrillenzügen; zudem vermittelt es mit einem geringeren Materialaufwand eine größere Festigkeit.
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Bucher, O. Beitrag zum funktionellen Bau des hyalinen Knorpels (auf Grund von Untersuchungen im polarisierten Lichte). Z.Zellforsch 32, 281–300 (1942). https://doi.org/10.1007/BF00375597
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