Über die Restitution des Sekretstoffes in der grossen Unterzüngendrüse der Katze, geprüft durch die Stufenuntersuchungsmethode

Zusammenfassung

• 1. Die große Unterzungendrüse der Katze ist aus zwei verschiedenen Zellarten, Eiweißzellen und Schleimzellen, gebaut. Diese sind angeordnet in Endkomplexen und Schleimröhren, der Adenomerentheorie von Heidenhain folgend. Der Ausführungsgang besteht aus zweireihigem indifferentem Epithel. Ausnahmsweise kommen Streifenstücke vor, die Sekretionserscheinungen zeigen.

• 2. Die Feulgen-Bauersche Reaktion ist in Speicheldrüsen für Schleim spezifisch.

• 3. Das Sekret der Eiweißzellen gibt auch eine schwache Mucinreaktion (Feulgen-Bauersche-Färbung u. a.). Die Zellen gehören somit zu der amphitropen Gruppe der Eiweißzellen.

• 4. Durch eine gewisse Pilokarpindosis wurde in beiden Zellarten eine vollständige Entleerung des Sekretmaterials verursacht; der Arbeitsrhythmus der Drüse als Ganzes wurde durch die Stufenzählmethode verfolgt bis zum Stapelstadium. Dadurch wurde die Reihenfolge der Stadien der Schleim- und Eiweißzellen bewiesen. Durch Verfolgen dieser Stadien mit mehreren Techniken ergibt sich folgendes für beide Zellarten:

Die Golgi-Substanz ist in jeder Phase des Arbeitsrhythmus der Zellen vorhanden, zeigt aber große Schwankungen in ihrer Form, besonders bei Schleimzellen. In der Stapelperiode kommt sie als korboder netzförmig geordnete Lamellen und Strängen vor. Während der Extrusion entstehen in dieser Substanz bläschenförmige Maschen mit osmiophiler Außenschicht und nicht imprägnierbarem Inhalt („Golgi- Systeme“ nach Hirsch). Diese Maschen bleiben in der Regel doch miteinander in Zusammenhang und bilden eine einheitliche Substanz. Innerhalb solcher Vakuolen werden auch die neuen Sekretgranula gebaut. In späteren Restitutionsstadien nehmen die Maschen in der Golgi-Substanz ab und die osmiophilen Stränge und Lamellen treten mehr oder weniger deutlich wieder in den Vordergrund. Es besteht also eine deutliche Kontinuität der Golgi-Substanz in den Zellen.

In der Golgi-Substanz werden auch Vitamin C und vielleicht auch Neutralrot in Körnchenform gespeichert.

Neben der Osmiummethode kommt derselbe Bau der Golgi-Substanz mit Negativtechnik (Kolster-Azan) hervor, woraus zu schließen ist, daß die Osmierung, von einer zu starken abgesehen, nicht das Bild des Golgi-Feldes verfälscht. Auch weisen die Negativbilder auf die fettartige Natur der Golgi-Substanz.

Die „Lipochondrien“ von Ries kommen nicht in Speicheldrüsen vor, wohl aber ähnlich sich verhaltende Körnchen in den Eiweißzellen, die als Propigment- und Pigmentkörnchen nachgewiesen wurden. In Schleimzellen sind diese jedoch nicht vorhanden.

Die Mitochondrien werden während der Extrusion von Fäden in Körnchen oder kürzere Stäbchen verändert, wo kleine körnchenartige Auftreibungen vorkommen. In der Restitutionsperiode bekommen sie wieder ihre Fadenform. Die Bedeutung der Veränderungen blieb unklar.

Der Kern folgt wahrscheinlich nur passiv dem Sekretionsrhythmus der Zellen. Das Ergastoplasma kommt in den Zellen nicht vor.

In dem Restitution- und Extrusionstadium erscheinen einige kleine Fetttröpfchen ziemlich regelmäßig in den Zellen.

In bestimmten Eiweißzellen kommen bei älteren Tieren infolge irgendeiner Entartung Eiweißkörnchen vor, die nach Pilokarpinreizung nicht in das Lumen abgestoßen werden.