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Zusammenfassung

Der Umstand, daß objektiver und subjektiver Horopter, der geometrische Ort aller Punkte, denen korrespondierende Netzhautstellen entsprechen, und der scheinbare Ort aller Punkte gleicher Entfernung nicht identisch sind, muß bei der Begriffsbestimmung des Horopters beachtet werden. Ebenso die Abhängigkeit der empirischen Horopterformen von der Untersuchungsmethode. Lehnerts These aber, daß nur die Bestimmung der Sehrichtungsgemeinschaft mit der Noniusmethode die Feststellung des „wahren Horopters erlaube und alle auf Grund des Scheinebenenkriteriums ermittelten Horopterkurven ungültig seien“, ist insofern einzuschränken, als Nonius- und Planhoropter gleichermaßen durch subjektive Angaben der Versuchsperson ermittelt werden müssen. Die Noniusmethode erlaubt zweifellos den exakteren Nachweis der Netzhautkorrespondenz, die Versuchsbedingungen sind aber so, daß die Einstellung der monocularen Lotanteile nicht nach einem dreidimensionalen Tiefenkriterium, sondern ausschließlich in der zweidimensionalen Fläche erfolgt. Die eigentlich stereognostische Aufgabe, die Tiefenunterschiede der Seitenlote zu erkennen und auszugleichen, wird dabei gar nicht gestellt. Dies geschieht vielmehr erst, wenn die Einstellung der Lote in die frontoparallele Scheinebene verlangt wird, eine Methode, die, entgegen der Ansicht von Lehnert, ihr besonderes Recht hat, weil sie individuelle Strukturen der räumlichen Wahrnehmung aufzudecken vermag, die bei der Noniusmethode verborgen bleiben. In erweitertem Sinne gilt das auch für den sogenannten Wanderhoropter, der besser als dynamischer Horopter, im Gegensatz zum statischen Noniushoropter, bezeichnet wird, weil die triebhafte Aufmerksamkeitswanderung des abwechselnd Mittelund Seitenlote fixierenden Blicks dabei wirksam wird. Bei der Analyse dieser Horopterform werden sämtliche Faktoren des querdisparaten räumlichen Sehens erfaßt, die die wirkliche und jeweils persönliche Form des Horopters bestimmen, insbesondere auch die Anomalien, die auf eine Diskrepanz zwischen geometrischem Orts- und funktionalen Lagewert der Netzhauthälften zurückzuführen sind und als Verziehungen des Horopters in Erscheinung treten.

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Krümmel, H. Zum Problem des Horopters. Pflugers Arch. 256, 136–141 (1952). https://doi.org/10.1007/BF00369637

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