Zusammenfassung
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1.
An mittleren Längsschliffen in labio-lingualer Richtung durch Zahnscherbchen von vier verschieden weit entwickelten Neugeborenen wurden Vorzeichen und Stärke der Doppelbrechung für ein über den ganzen Schliff verteiltes Netz von Meßpunkten bestimmt.
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2.
Die Ermittelung der Eigendoppelbrechung eines Zähnchens ergab, daß entlang der Dentingrenze ein schmaler Schmelzstreifen sehr früh verkalkt; an der Zahnspitze geht die Erhärtung dann schnell voran und der vollkommen verkalkte Schmelz nimmt bald die ganze Schmelzbreite ein; nach der Wurzel hin schreitet die Erhärtung bedeutend langsamer vor. Dies wurde mit Kurven (Abb. 6) und Bildern (Abb. 7) belegt.
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3.
An der Zahnreihe einer Kieferhälfte zeigt sich ein kontinuierlicher Abfall der Eigendoppelbrechung vom Schneide-zum Backenzahn (0,001308–0,001204–0,001152); die Verkalkung nimmt also von vorne nach hinten ab.
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4.
Die Eigendoppelbrechung der verschieden alten Materialien bildet, entsprechend dem morphologischen Entwicklungszustand, eine kontinuierliche Reihe von 0,000841 bis 0,001706, die sich an die aus der Literatur bekannten Werte von fertigem Schmelz (0,00292 und 0,0030) gut anschließt.
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5.
Es wird festgestellt, daß die Eigendoppelbrechung ein Maß des Verkalkungsgrades darstellt, während die Formdoppelbrechung mit steigender Verkalkung bis zu einem Maximum ansteigt um dann wieder bis Null abzufallen (bei völlig erhärtetem Schmelz); an den Kurven zeigt sich dies in flacherem (Anfang und Ende der Entwicklung) oder steilerem (Maximum der Formdoppelbrechung = Mitte der Entwicklung) Verlauf.
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6.
Die stärkste Formdoppelbrechung findet sich gemäß der Wienerschen Theorie bei einem Verhältnis von Kalk: Lücken = 1∶1 im Schmelzprisma. Für diesen Punkt läßt sich der Wert der Doppelbrechung des Kalkes selbst errechnen; er kommt mit 0,0025 dem von Keil gemessenen Wert (0,00292) nahe genug.
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Die Arbeit wurde ausgeführt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
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Harders-Steinhäuser, M. Die Erhärtung des Zahnschmelzes nach Polarisationsoptischen Untersuchungen. Z. f. Zellforschung u. mikr. Anatomie. 28, 274–291 (1938). https://doi.org/10.1007/BF00369012
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